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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Wirksamkeit, Sicherheit und steroidsparende Wirkung von Avacopan in der Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitiden

Franz Thiele 1
Ilona Jandova 1
Markus Schramm 1
Reinhard Voll 1
Nils Venhoff 1
1Uniklinik Freiburg – Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg im Breisgau

Text

Einleitung: Avacopan, ein oraler niedermolekularer C5a-Rezeptorantagonist, ist basierend auf der Phase-III-Studie ADVOCATE seit 2022 zur Behandlung von PatientInnen mit schwerer ANCA-assoziierter Vaskulitis (AAV) bei Remissionsinduktion mit Rituximab oder Cyclophosphamid zugelassen. Bei gutem Sicherheitsprofil und deutlichen Steroideinsparungen zeigte Avacopan positive Effekte auf die Nierenfunktion. In dieser Studie haben wir Wirksamkeit und Sicherheit von Avacopan im klinischen Alltag untersucht.

Methoden: Diese retrospektive Studie wurde an einer universitären Versorgungseinrichtung mit interdisziplinärem Vaskulitis-Zentrum durchgeführt. Therapieansprechen und Krankheitsverläufe von PatientInnen, die zur Erst- oder Rezidivtherapie einer aktiven AAV Avacopan erhielten, wurden mit PatientInnen unter Standardtherapie ohne Avacopan verglichen. Wir führten ein Matching durch, um eine hohe Übereinstimmung wesentlicher Patientencharakteristika zu gewährleisten.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 105 PatientInnen mit organ- oder lebensbedrohender AAV eingeschlossen. 35 PatientInnen wurden mit Avacopan behandelt, 70 gematchte PatientInnen erhielten eine Standardtherapie ohne Avacopan (Tabelle). Eine Remission (BVAS=0 und Prednisolon-Dosis ≤5 mg/Tag) innerhalb eines Jahres nach Therapiebeginn wurde in beiden Kohorten in ca. 85% der Fälle erreicht. In der Avacopan-Kohorte erlitten 17% ein Rezidiv (BVAS-Anstieg und/oder Erhöhung Prednisolon >5 mg/Tag) innerhalb des ersten Therapiejahres, in der Kontrollkohorte waren es 32% (p=0,15).

PatientInnen unter Avacopan zeigten mit einem medianen Anstieg der glomerulären Filtrationsrate (GFR) um 20 ml/min nach einem Jahr eine stärkere Verbesserung der Nierenfunktion als PatientInnen unter Standardtherapie (10 ml/min), obwohl bei Therapiebeginn die Nierenfunktion in der Avacopan-Kohorte schlechter war (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Tabelle 1: Patientencharakteristika bei Therapiebeginn

Eine Prednisolon-Dosis von ≤5 mg/Tag wurde in der Avacopan-Kohorte im Median nach 114 Tagen erreicht, verglichen mit 184 Tagen in der Kontrollkohorte (p<0,001). Die mediane kumulative Prednisolondosis bis zum Erreichen der 5 mg-Tagesdosis betrug 3.266 mg (IQR: 2.439/4.251mg) Prednisolonäquivalent in der Avacopan-Kohorte und 4.288 mg (IQR: 2.986/6.144mg) in der Kontrollkohorte (p=0,008). Bei 10 PatientInnen wurde Avacopan vorzeitig aufgrund von unerwünschten Ereignissen beendet, die Hauptgründe waren Lymphopenien und Hepatopathien. In 11 Fällen wurde Avacopan bei stabiler Remission abgesetzt, 11 PatientInnen nahmen Avacopan bei der letzten Kontrolluntersuchung weiterhin ein, 3 PatientInnen waren lost to follow-up.

Schlussfolgerung: Avacopan zeigte eine insgesamt gute Wirksamkeit und Verträglichkeit, die neben einer signifikanten Steroidersparnis zu einer rascheren und größeren Erholung der Nierenfunktion führte. Der steroid-sparende Effekt fällt schwächer aus als erwartet. Ursächlich in dieser Kohorte könnte das weiterhin zu vorsichtige Tapering insbesondere bei PatientInnen mit hochaktiver AAV mit schweren Organmanifestationen sein.