Deutscher Rheumatologiekongress 2025
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Muskuloskelettale Manifestationen bei Morbus Crohn: 5-Jahre Ergebnisse einer Inzeptionskohorte
2Başakşehir Çam and Sakura City Hospital, Rheumatology, Istanbul
3Martin Luther Krankenhaus, Innere Medizin & Gastroenterologie, Berlin
4University of Toronto, Division of Rheumatology, Department of Medicine, Toronto
Text
Einleitung: Muskuloskelettale Manifestationen zählen zu den häufigsten extraintestinalen Manifestationen bei Patient:innen mit Morbus Crohn (MC) und betreffen 10–45% der Fälle. Die langfristige Verbindung zwischen diesen Manifestationen, der Krankheitsaktivität und funktionellen Einschränkungen ist bislang nicht ausreichend untersucht.
Ziel dieser Studie war es, den Verlauf muskuloskelettaler Manifestationen über einen Zeitraum von fünf Jahren bei Patient:innen mit MC zu analysieren und deren Zusammenhang mit krankheitsspezifischen Parametern wie Krankheitsaktivität und funktioneller Beeinträchtigung zu evaluieren.
Methoden: Patient:innen mit gesicherter MC-Diagnose wurden in eine Subkohorte der German Spondyloarthritis Inception Cohort (GESPIC-Crohn) eingeschlossen. Zum Zeitpunkt der Rekrutierung sowie in den drei vorangegangenen Monaten erhielt keine der eingeschlossenen Patient:innen eine Behandlung mit zielgerichteten synthetischen oder biologischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (ts-bDMARDs). Muskuloskeletale Manifestationen wurden prospektiv durch strukturierte rheumatologische standarisierte klinische Untersuchung erfasst, alle sechs Monate in den ersten zwei Jahren und anschließend jährlich bis zum fünften Jahr. Bei jeder Studienvisite wurden demografische und klinische Parameter dokumentiert, darunter Arthralgien, Arthritis, Enthesitis, Daktylitis, Rückenschmerzen sowie entzündlicher Rückenschmerz (IBP). Die Krankheitsaktivität wurde mit dem Harvey-Bradshaw-Index (HBI) erfasst, die funktionelle Beeinträchtigung anhand des Inflammatory Bowel Disease Disability Index (IBD-DI). Die longitudinale Analyse der Assoziationen zwischen muskuloskelettalen Symptomen, HBI und IBD-DI erfolgte unter Generalized Estimating Equations (GEE).
Ergebnisse: Es wurden 103 Patient:innen mit MC eingeschlossen (mittleres Alter: 37,3±12,8 Jahre; 48% männlich). Zwölf Patient:innen (11,7%) waren HLA-B27-positiv. Bei Studieneinschluss lag bei 20 (19,4%) eine Spondyloarthritis (SpA) vor; im Verlauf der fünfjährigen Nachbeobachtung wurde bei weiteren fünf Patient:innen eine SpA diagnostiziert. Die Häufigkeit muskuloskelettaler Manifestationen variierte im Verlauf: Arthralgien und Rückenschmerzen waren die am häufigsten berichteten Symptome, mit einem initialen Rückgang der Prävalenz in den ersten Jahren, gefolgt von einem Wiederanstieg im späteren Verlauf. Arthritis und IBP zeigten eine kontinuierlich abnehmende Häufigkeit, während die Prävalenz von Enthesitis über die Jahre relativ konstant blieb. In der longitudinalen Analyse waren sowohl eine erhöhte Krankheitsaktivität (HBI) als auch eine stärkere funktionelle Beeinträchtigung (IBD-DI) signifikant mit dem Auftreten muskuloskelettaler Symptome, insbesondere Arthralgien, Rückenschmerzen und IBP, assoziiert. Während der HBI in den multivariablen Modellen nur schwache oder inkonsistente Zusammenhänge mit Enthesitis und IBP zeigte, blieb der IBD-DI konsistent mit Rückenschmerzen und IBP assoziiert.
Schlussfolgerung: Eine gesteigerte Krankheitsaktivität und funktionelle Einschränkungen stehen in Zusammenhang mit einem höheren Risiko für muskel-skelettale Manifestationen bei Patient:innen mit Morbus Crohn – insbesondere Arthralgien, Rückenschmerzen und IBP. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung die entzündliche Krankheitsaktivität als auch funktionelle Einschränkungen adressiert, um die muskuloskelettale Krankheitslast bei MC zu reduzieren.
Tabelle 1 [Tab. 1]
Tabelle 1: Klinische Charakteristika der Patient:innen im Verlauf der Beobachtung.
Tabelle 2 [Tab. 2]
Tabelle 2: Univariable und multivariable GEE-Analyse zur Assoziation zwischen Krankheitsaktivität, Beeinträchtigung und muskuloskelettalen Symptomen.