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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Erkenntnisse einer retrospektiven Kohortenstudie zur Beobachtung des Langzeitverlaufs nach Ellenbogen-RIAP im Vergleich zur Synovialektomie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis

Marie Müller 1
Katrin Storck-Müller 2
Madita Biehl 3
Christoph Biehl 1
1Justus-Liebig-Universität Gießen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Gießen, Gießen
2Rheumazentrum Mittelhessen, Bad Endbach
3Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz

Text

Fragestellung: Studien mit Versorgungsergebnissen über lange Zeiträume gelten als aufwändig und gleichzeitig als erstrebenswert. Erlauben doch Daten aus solchen Studien Aussagen über die erwartbaren Folgen für das Gelenk und den betroffenen Menschen. Anhand einer retrospektiven Kohortenstudie bei Rheumatikern mit gelenkerhaltenden Operationen am Ellenbogengelenk werden Faktoren analysiert, die Einfluss auf den Erfolg solcher Studien haben.

Methoden: In einer retrospektiven Studie wurde ein Patientenkollektiv mit Ellenbogen-RIAP (19 Patienten) mit einem Kollektiv verglichen, das mit der Synovialektomie nach Stellbrink (104 Patienten) behandelt wurde. Die Bewertung erfolgte unter Verwendung verschiedener Scores (HSS-Score, MEPS und QuickDASH-Score). Die durchschnittliche Nachuntersuchung (NU) betrug bei der neuerlichen NU 25.5 Jahre postoperativ. Diese wurde mit den Ergebnissen nach 11,3 Jahren in Beziehung gesetzt. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Patienten bei der zweiten Nachuntersuchung wurde der Fragebogen überarbeitet und mit einfach verständlichen Items, wie der visuellen Analogskala, ergänzt. Das Funktions- und Bewegungsausmaß wurde durch Fragen zum alltäglichen Leben erfasst.

Ergebnisse: Bereits bei der ersten Nachuntersuchung zeigte sich, dass beide Operationstechniken in etwa zu 60% gute bis sehr gute Ergebnisse in den Bewertungsscores erzielten. Das Kollektiv der Synovialektomie nach Stellbrink zeigte einen statistisch signifikanten Vorteil bei der Supination und Pronation. Radiologisch war in beiden Kollektiven eine Verschlechterung der Gelenksituation gemäß der Einteilung nach Larsen um eine Stufe zu verzeichnen. Bei der zweiten Nachuntersuchung war ein erheblicher Teil der Patienten verstoben, einige Patienten konnten aufgrund des fortgeschrittenen Alters nicht mehr differenzieren, ob ihre Beschwerden durch die Operationstechnik oder durch den physiologischen Alterungsprozess bedingt waren.

Schlussfolgerung: Studien mit Langzeitbeobachtungen über Zeiträume von über 20 Jahren decken methodische Schwächen in der Planung und statistischen Auswertung auf. Anhand einer vergleichenden retrospektiven Studie zu offenen Eingriffen am Ellenbogengelenk zeigen sich beispielhaft die Probleme in Bezug auf Alter, Erinnerung, Beeinträchtigung durch benachbarte Gelenke, Adaptationen an Funktionseinschränkungen. Patienten mit einer weiteren erforderlichen Operation, bzw. nach deren Tod auch noch lebende Angehörige, fallen zwar aus der engeren Beobachtung heraus, können aber zumeist dezidiertere Angaben zu den zur Operation führenden Problemen schildern. Die vergleichsweise geringe Zahl an eingeschlossenen Patienten bestätigt die in früheren Studien getroffene Aussage, dass die RIAP am Ellenbogen gegenüber der erweiterten Synovialektomie mit Resektion des Radiusköpfchens keine Vorteile bietet. Als Alternative zur endoprothetischen Versorgung bleibt sie eine Option. Durch die fortgeschrittene medikamentöse Therapie der rheumatoiden Arthritis ist die Zahl der schweren Destruktionen am Ellenbogengelenk und die damit einhergehende RIAP oder Endoprothese insgesamt gesunken [1].


Literatur

[1] Rausch V, Hackl M, Leschinger T, Müller LP, Wegmann K. Ellenbogenprothese bei rheumatischen Erkrankungen [Elbow prostheses in rheumatic diseases]. Z Rheumatol. 2018 Dec;77(10):899-906. German. DOI: 10.1007/s00393-018-0539-x