Deutscher Rheumatologiekongress 2025
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Klinisches Outcome peripatellarer Sehnenrupturen bei Patienten mit inflammatorischer Erkrankung
2Universität Heidelberg, Heidelberg
Text
Einleitung: Peripatellare Sehnenverletzung der Quadrizeps- und/oder der Patellarsehne sind selten, neigen aber häufig zu funktionellen Einschränkungen. Die Häufigkeit wird in der Literatur mit rund 1.37 pro 100.00 Menschen/Jahr angegeben, wobei Rupturen der Quadrizepssehne zahlenmäßig führen [1]. Sind die Sehnen im Rahmen enthesiopathischer inflammatorischer Erkrankungen verändert, erhöht die das Risiko einer Schädigung und verlängert die Rekonvaleszenz [2]. Neben Entzündungsmediatoren spielen Fibroblasten ähnliche Zellen (FLS) eine Schlüsselrolle in der Pathogenese [3], [4]. Sowohl die operative Versorgung als auch die frühfunktionelle Rehabilitation muss der Grunderkrankung Rechnung tragen.
Das Ziel der Studie besteht darin, potenzielle Schlussfolgerungen und klinische Implikationen für die medizinische Versorgung herauszuarbeiten.
Methoden: Die durchgeführte retrospektive Kohortenstudie vergleicht das klinische Outcome von Patienten mit einer rheumatischen Grunderkrankung gegenüber Patienten ohne Rheuma. Es wurden Daten von 22 Patienten mit der Diagnose ICD 10: S76.1 (Verletzung des Muskels und der Sehne des M. quadriceps femoris, inkl. Lig. patellae) ausgewertet, die zwischen 2018 und 2025 in der traumatologischen Abteilung des Universitätsklinikums Gießen operativ behandelt wurden. Die Daten umfassen demografische Merkmale (Alter, Geschlecht) sowie die verwendete Operationstechnik, Komplikationen, durchschnittliche Verweildauer und die Dauer der Heilung der Patienten.
Ergebnisse: Patienten mit entzündlicher Grunderkrankung wiesen einen erhöhten Anteil an knöchernen Sehnenausrissen auf. Dies hatte bei der Operation einen höheren prozentualen Anteil an Knochenankern und zusätzlichen Durchflechtungsnähten der Sehnen zur Folge. Die durchschnittliche Verweildauer betrug durchschnittlich 28,6 Tagen und lag damit über der Verweildauer von Patienten ohne Begleiterkrankung (5,4 Tage). Die Rate an Revisionen betrugen bei diesen Patienten 40%. Dies steht in Übereinstimmung mit aktuellen Studien zur höheren Komplikationsrate und langsameren Genesung bei dieser Patientengruppe.
Diskussion: Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass Patienten des rheumatischen Formenkreises komplexe Verletzungen der peripatellaren Sehnen aufweisen und mit einer längeren Rekonvaleszenz verbunden sind [5]. Die Daten verdeutlichen zudem, dass die systemische und lokale Situation mit Entzündungszellen und -mediatoren zum Zeitpunkt der Schädigung einen entscheidenden Einfluss auf die Behandlung hat [6]. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer suffizienten Basistherapie und die individuell abgestimmte Behandlung und Rehabilitation.
Schlussfolgerung: Die Studie liefert zum einen wertvolle Hinweise über den Einfluss inflammatorischer Zellen und Mediatoren bei Sehnenverletzungen bei Rheumatikern. Zum anderen erlaubt die Studie Aussagen zur operativen und rehabilitativen Versorgung, auch im Hinblick „back to work“. Weitere prospektive Studien auch als Multicenterstudien sind wünschenswert, um diese Ergebnisse und die Empfehlungen zur Therapie zu validieren.
Literatur
[1] Arras C, Krause M, Frosch KH. Die Quadrizepssehnen- und Patellarsehnenruptur [Quadriceps Tendon and Patellar Tendon Rupture]. Z Orthop Unfall. 2025 Apr;163(2):181-94. German. DOI: 10.1055/a-2491-0972[2] Trepte CT, Kirgis A. Spontane Rupturen des Kniestreckapparates nach Gelenkersatz bei Rheumatikern [Spontaneous ruptures of the extensor system of the knee following joint replacement in patients with rheumatoid arthritis]. Z Orthop Ihre Grenzgeb. 1988 Sep-Oct;126(5):519-25. German. DOI: 10.1055/s-2008-1044477
[3] Yang G, Rothrauff BB, Tuan RS. Tendon and ligament regeneration and repair: clinical relevance and developmental paradigm. Birth Defects Res C Embryo Today. 2013 Sep;99(3):203-22. DOI: 10.1002/bdrc.21041
[4] Azad-Tirgan M, Sarrafzadeh-Rezaei F, Malekinejad H, Hobbenaghi R, Heshmatian B. Evaluation of tendon healing using fibroblast like synoviocytes in rabbits: A biomechanical study. Vet Res Forum. 2016 Winter;7(1):21-6.
[5] Peiró A, Ferrandis R, Garcia L, Alcazar E. Simultaneous and spontaneous bilateral rupture of the patellar tendon in rheumatoid arthritis. A case report. Acta Orthop Scand. 1975 Sep;46(4):700-3. DOI: 10.3109/17453677508989253
[6] Kramer I, Wibulswas A, Croft D, Genot E. Rheumatoid arthritis: targeting the proliferative fibroblasts. Prog Cell Cycle Res. 2003;5:59-70.