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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei traditionellen und krankheitsspezifischen Risikofaktoren für Herzinsuffizienz bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis: Eine registergestützte Kohortenstudie

Vera Zietemann 1
Tatjana Rudi 1
Daniel Bestler 2
Peter Herzer 3
Uta Kiltz 4,5
Christian Kneitz 6
Yvette Meissner 1,7
Anja Strangfeld 1,8
1Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
2Praxis Bestler, München
3Medicover München MVZ, München
4Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne
5Ruhr-Universität Bochum, Bochum
6Rheumatologische Facharztpraxis Schwerin, Schwerin
7Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Berlin
8Charité Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Berlin

Text

Einleitung: Patient:innen mit rheumatoider Arthritis (RA) haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein fast doppelt so hohes Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz (HI), wobei die nicht-ischämische HI mindestens so häufig wie die ischämische HI vorkommt [1], [2], [3]. Traditionelle und RA-spezifische Risikofaktoren tragen zur hohen Inzidenz von HI bei, der Einfluss des Geschlechts ist jedoch unklar. Ziel der Studie war, bei RA-Patient:innen den Zusammenhang I) zwischen Geschlecht und HI-Inzidenz sowie II) zwischen Risikofaktoren und Auftreten von HI, stratifiziert nach Geschlecht, zu untersuchen.

Methoden: RA-Patient:innen ohne HI, die zwischen 1/2007 und 6/2022 in das deutsche Biologikaregister RABBIT eingeschlossen wurden, wurden bis HI-Diagnose, Tod, Studienabbruch oder 12/2022 nachbeobachtet. Der Zusammenhang zwischen Geschlecht und HI wurde mittels multipler logistischer Regression analysiert. Traditionelle und RA-spezifische Variablen wurden als potenzielle Risikofaktoren für HI, stratifiziert nach Geschlecht, untersucht.

Ergebnisse: Von 16.194 RA-Patient:innen wurden 387 mit bei Studieneinschluss bereits vorliegender HI ausgeschlossen. Die Studienpopulation bestand aus 4.022 Männern (3,9% mit inzidenter HI) und 11.785 Frauen (2,6% mit inzidenter HI). Bei Studieneinschluss waren Männer im Durchschnitt ein Jahr älter (58,2 vs. 57,3 Jahren), hatten eine kürzere RA-Krankheitsdauer (7,4 vs. 9,8 Jahren), eine ähnliche Krankheitsaktivität (4,7 vs. 4,8), aber häufiger CRP-Werte ≥5 mg/l (63,8% vs. 55,6%) als Frauen. Im Gegensatz dazu hatten Frauen eine geringere Funktionskapazität (FFbH von 54,1 vs. 71,9) aber eine ausgeprägtere Fatigue (5,3 vs. 4,7). Traditionelle kardiovaskuläre Risikofaktoren wie KHK, Hyperlipoproteinämie, Diabetes und Rauchen waren bei Männern häufiger als bei Frauen.

Männliches Geschlecht war signifikant mit dem Auftreten von HI assoziiert (Abbildung 1 [Fig. 1]). Alter, KHK und hohe Krankheitsaktivität waren die Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung einer HI bei Frauen und Männern (Abbildung 2). Der Einfluss von Hypertonie und Diabetes auf die Entwicklung einer HI war bei Frauen größer als bei Männern (Abbildung 2 [Fig. 2]).

Abbildung 1: Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz (HI) bei männlichen RA Patienten im Vergleich zu Frauen mit RA (=Referenz)

Abbildung 2: Assoziation zwischen Risikofaktoren und Auftreten einer Herzinsuffizienz, getrennt für Männer und Frauen

Schlussfolgerung: Männer mit RA und KHK haben eine höhere Chance, und in der vorliegenden Population damit auch ein höheres Risiko, für das Auftreten einer HI als Frauen und, ebenso wie in der Allgemeinbevölkerung, eine höhere Chance für ischämische HI. Alter, KHK und hohe RA-Krankheitsaktivität sind wichtige Risikofaktoren für beide Geschlechter, während Diabetes und Bluthochdruck bei Frauen einen stärkeren Einfluss haben als bei Männern. Die Ergebnisse bestätigen geschlechterspezifische Unterschiede, die in der Allgemeinbevölkerung beobachtet wurden [4].


Literatur

[1] Błyszczuk P, Szekanecz Z. Pathogenesis of ischaemic and non-ischaemic heart diseases in rheumatoid arthritis. RMD Open. 2020 Jan;6(1):e001032. DOI: 10.1136/rmdopen-2019-001032
[2] Park E, Bathon J. Cardiovascular complications of rheumatoid arthritis. Curr Opin Rheumatol. 2024 May 1;36(3):209-16. DOI: 10.1097/BOR.0000000000001004
[3] Agca R, Heslinga SC, Rollefstad S, Heslinga M, McInnes IB, Peters MJ, Kvien TK, Dougados M, Radner H, Atzeni F, Primdahl J, Södergren A, Wallberg Jonsson S, van Rompay J, Zabalan C, Pedersen TR, Jacobsson L, de Vlam K, Gonzalez-Gay MA, Semb AG, Kitas GD, Smulders YM, Szekanecz Z, Sattar N, Symmons DP, Nurmohamed MT. EULAR recommendations for cardiovascular disease risk management in patients with rheumatoid arthritis and other forms of inflammatory joint disorders: 2015/2016 update. Ann Rheum Dis. 2017 Jan;76(1):17-28. DOI: 10.1136/annrheumdis-2016-209775
[4] Lala A, Tayal U, Hamo CE, Youmans Q, Al-Khatib SM, Bozkurt B, Davis MB, Januzzi J, Mentz R, Sauer A, Walsh MN, Yancy C, Gulati M. Sex Differences in Heart Failure. J Card Fail. 2022 Mar;28(3):477-98. DOI: 10.1016/j.cardfail.2021.10.006