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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Funktionelle Heterogenität von IL10-produzierenden CD4+ T-Zellen im Kontext von Autoimmunerkrankungen

Johanna Pauline Williams 1
Anais Amend 1
Anna-Lena Schaefer 1
Reinhard Voll 1
Nina Chevalier 1
1Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie, Freiburg

Text

Einleitung: Interleukin-10 (IL-10) ist ein pleiotropes Zytokin, das eine grundlegende Rolle bei der Modulation von Entzündungen und der Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase spielt. Es wirkt in erster Linie als entzündungshemmendes Zytokin und schützt den Körper vor unkontrollierten Immunreaktionen. Angesichts seiner zentralen Funktion in der Immunmodulation spielt IL-10 eine bedeutende Rolle bei inflammatorischen Erkrankungen, so auch Autoimmunerkrankungen. Andererseits kann IL-10 unter bestimmten Bedingungen immunstimulierende Funktionen übernehmen. Dementsprechend wird seine Rolle im systemischen Lupus erythematodes (SLE) kontrovers diskutiert.

Ziel unserer Studie ist es, durch Untersuchung der kombinatorischen Expression von inhibitorischen Rezeptoren und Effektormolekülen Subpopulationen IL-10-produzierender T-Zellen zu identifizieren und diese hinsichtlich regulatorischer und nicht-regulatorischer Eigenschaften zu charakterisieren. Zudem sollte analysiert werden, ob chronische Inflammation im Rahmen von Autoimmunerkrankungen mit einem Defekt regulatorischer Sub-populationen einhergeht. Dies könnte erklären, warum trotz erhöhter IL-10-Level im SLE keine suffiziente Krankheitskontrolle erreicht wird.

Methoden: Murine CD4-T-Zellen wurden aus lymphoiden Organen isoliert und mittels multispektraler Durchflusszytometrie untersucht. Analysiert wurden T-Zellen aus verschiedenen Lupus- und Arthritis-Modellen im Vergleich zu Wildtyp sowie anti-CD3-stimulierten Tieren.

Ergebnisse: Unsere vorläufigen Daten zeigen bei Tieren mit manifester Erkrankung einen deutlichen Anstieg sowohl klassischer FoxP3⁺ regulatorischer CD4-T-Zellen (Treg) als auch von FoxP3⁻IL-10⁺ CD4-T-Zellen. Die Stimulation mit anti-CD3 führte ausschließlich zu einer Erhöhung des Anteils an FoxP3⁻IL-10⁺ CD4-T-Zellen, nicht aber der Tregs. Unabhängig vom Erkrankungskontext zeigte sich in FoxP3⁻IL-10⁺ im Vergleich zu FoxP3⁻IL-10⁻ CD4-T-Zellen eine gesteigerte Expression sowohl von Effektormolekülen als auch von inhibitorischen Checkpoint-Rezeptoren. Im Vergleich zu klassischen Tregs war die Expression der meisten, aber nicht aller untersuchten Checkpoint-Rezeptoren in FoxP3⁻IL-10⁺ CD4-T-Zellen niedriger ausgeprägt. Zudem zeigten sich unterschiedliche Expressionsmuster zwischen diesen beiden regulatorischen CD4-Populationen.

Schlussfolgerung: Entgegen der ursprünglichen Annahme zeigte sich demnach weder eine quantitative Verminderung regulatorischer CD4-T-Zellpopulationen noch eine defizitäre Expression inhibitorischer Checkpoint-Rezeptoren im Kontext autoimmuner Inflammation. Es stellt sich nun die Frage, wie die unterschiedlichen Expressionsmuster der untersuchten Checkpoint-Rezeptoren die inhibitorische Kapazität regulatorischer Zellen beeinflussen und, ob die Co-Expression von Effektormolekülen deren antiinflammatorische Funktion beeinträchtigt. Es wäre denkbar, dass pharmakologische Ansätze zur selektiven Modulation der Expression dieser Moleküle zu einer gezielten Verstärkung oder Wiederherstellung der immunmodulatorischen Wirkung regulatorischer Zellpopulationen beitragen und vielversprechende Ansätze in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen darstellen könnten.