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70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V.

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)
07.-11.09.2025
Jena


Meeting Abstract

Aufbau einer Beratungsstelle für Forschungsdatenmanagement in der Veterinärmedizin

Max J. Hassenstein 1
Klaus Jung 1
1Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), Hannover, Germany

Text

Veterinärmedizinische Forschung ist durch ein hohes Maß an Heterogenität gekennzeichnet, was sich entsprechend in den entstehenden Daten widerspiegelt. Die Heterogenität resultiert einerseits aus den sehr unterschiedlichen Patienten – Wildtiere, Nutztiere, oder Heimtiere – und andererseits aus den diversen Projektbeteiligten: Veterinärmedizin, Wissenschaft, Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und Patientenbesitzern. Häufig gibt es auch starke Anknüpfungspunkte an die Humanmedizin, etwa im Kontext der Infektions- und One-Health-Forschung. Entsprechend kommt hier dem Forschungsdatenmanagement (FDM) eine sehr hohe Bedeutung zu, während gleichzeitig das Bewusstsein für FDM in der Veterinärmedizin wenig etabliert ist [1], [2].

Im Rahmen der niedersächsischen Landesinitiative Forschungsdatenmanagement (FDM-NDS, https://fdm-nds.de), wurde an der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover im Jahr 2024 eine Beratungsstelle für FDM eingerichtet, bestehend aus einem FDM-Referenten, der durch die Fachbereiche Bioinformatik, Biometrie, Bibliothek und IT gestützt wird. Hierbei wurden verschiedene niederschwellige Beratungsangebote für die Wissenschaftler der TiHo entwickelt, welche alle Phasen des Datenzyklus abdecken, u. a. Antragsberatung und Datenmanagementpläne, Datenerhebung und -dokumentation, Datenaufbereitung und -dokumentation sowie die Datenpublikation gemäß der FAIR-Prinzipien [3]. Die FDM-Beratungsstelle wird dabei zusätzlich von hochschulinternen Partnern aus Biometrie, Bioinformatik, Bibliothek und IT unterstützt.

Die Beratungsstelle FDM konnte im ersten Jahr ihres Bestehens, gemessen an der Anzahl der Beratungsfälle, das Bewusstsein, die Notwendigkeit und den Nutzen professionellen FDMs bei Wissenschaftlern der TiHo schärfen. Außerdem wurde über eine hochschulweite Umfrage der FDM-Bedarf ermittelt sowie ein erster Überblick die heterogene Datenlandschaft in der veterinärmedizinischen Forschung gewonnen. Insbesondere besteht ein Bedarf nach verbesserter Infrastruktur sowie individueller FDM-Beratung.

Als nächsten Schritt sollen auch Datenbestände aus den Tierkliniken erschlossen werden, um diese für Forschung nutzbar zu machen, aber auch für das Training von KI-Anwendungen, welche in der tiermedizinischen Diagnostik ebenso wie in der Humanmedizin von zunehmender Bedeutung werden. Insgesamt erwarten wir, dass ein professionelleres FDM in der Veterinärmedizin allen oben genannten Beteiligten zugutekommt und sich erkennbare Synergien für die One-Health-Forschung ergeben.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

[1] Kerby EE. Research Data Practices in Veterinary Medicine: A Case Study. J Escience Librariansh. 2015;4(1):6. DOI: 10.7191/jeslib.2015.1073
[2] Meyer A, Faverjon C, Hostens M, Stegeman A, Cameron A. Systematic review of the status of veterinary epidemiological research in two species regarding the FAIR guiding principles. BMC Vet Res. 2021 Aug 11;17(1):270. DOI: 10.1186/s12917-021-02971-1
[3] Wilkinson MD, Dumontier M, Aalbersberg IJ, Appleton G, Axton M, et al. The FAIR Guiding Principles for scientific data management and stewardship. Sci Data. 2016 Mar 15;3:160018. DOI: 10.1038/sdata.2016.18