65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Wirksamkeit der Beugesehnentenolyse
Text
Fragestellung: Die uneingeschränkte Gleitfähigkeit der Beugesehnen ist essenziell für die Handfunktion. Verletzungen und chirurgische Eingriffe begünstigen eine Narbenbildung. Nachbehandlungsstrategien sollen eine frühzeitige Mobilisation nach Beugesehnenverletzungen ermöglichen, dennoch bleiben Funktionseinschränkungen häufig bestehen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren wurde bei 823 Patienten eine Beugesehnennaht durchgeführt. In 32 Fällen erfolgte aufgrund erheblicher Bewegungseinschränkungen durch Vernarbungen etwa sechs Monate nach der Operation eine Tenolyse. Ziel dieser Studie ist es, den Nutzen des Revisionseingriffs zu analysieren.
Methodik: Die Studie umfasst 32 Patienten (75% männlich, 25% weiblich). Mehr als die Hälfte war zwischen 21 und 40 Jahre alt. Bei 27 Patienten lag eine Durchtrennung der Beugesehnen an einem einzelnen Finger vor, während bei fünf Patienten eine Verletzung in Zone 5 zu multiplen Sehnendurchtrennungen führte. Die Nachbehandlung erfolgte stets nach dem dynamischen Kleinert-Protokoll. Die Flexor-Tenolyse wurde im Median fünf Monate nach der primären Beugesehnennaht aufgrund bestehender Kontrakturen durchgeführt. Zur Beurteilung der Beweglichkeit wurden prä- und postoperativ der Bewegungsumfang in Grund-, Mittel- und Endgelenk sowie der Fingerkuppenhohlhandabstand (FKHA) und der Fingernageltischabstand (FKTA) gemessen. Ergänzend erfolgte eine funktionelle Bewertung anhand der modifizierten Strickland-Klassifikation. Zudem wurden mögliche Komplikationen erfasst.
Ergebnisse: Der Bewegungsumfang lag präoperativ bei 141° und erhöhte sich postoperativ auf 171°, gemessen nach einem medianen Nachuntersuchungszeitraum von vier Monaten. Der Fingerkuppenhohlhandabstand (FKHA) verringerte sich im Median von 4 cm auf 2 cm, während der Fingernageltischabstand (FKTA) von 2,5 cm auf 1 cm abnahm. Funktionell erzielten 32% der Patienten ein gutes oder exzellentes Ergebnis, 45% ein durchschnittliches und 23% ein schlechtes Resultat. In fünf Fällen wurde neben den Adhäsionen eine Ruptur der tiefen Beugesehne festgestellt. Bei vier Patienten war aufgrund ausgeprägter Vernarbungen zusätzlich zur Tenolyse eine zweizeitige Beugesehnenrekonstruktion erforderlich, die eine Silikonstabeinlage sowie ein Plantaris-longus-Sehneninterponat umfasste. Mit zunehmendem Alter zeigte sich eine tendenziell schlechtere, jedoch nicht signifikant abweichende Funktion. Wurden mehrere Finger verletzt, führte dies zu einem ungünstigeren funktionellen Ergebnis.
Schlussfolgerung: Die Beugesehnentenolyse kann die aktive Beweglichkeit und Funktion der Finger verbessern, mit einer durchschnittlichen Zunahme des Bewegungsumfangs um 30° und einer Halbierung des FKHA. Dennoch erzielte nur ein Drittel der Patienten ein gutes funktionelles Ergebnis, weshalb eine realistische präoperative Aufklärung entscheidend ist.



