65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Verletzungen und Überlastungsschäden der oberen Extremität im E-Sport – eine retrospektive epidemiologische Querschnittsstudie
2Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, BG Klinikum Duisburg, Duisburg, Deutschland
3Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Mettmann, Deutschland
Text
Fragestellung: Der Elektronische Sport (E-Sport) bezieht sich auf den Wettbewerb in Video- oder Computerspielen. E-Sport ist heute eine milliardenschwere Industrie, die sowohl Spieler als auch Zuschauer fasziniert, mit Rekord-Zuschauerzahlen und gilt daher als eine der am schnellsten wachsenden Industrien in Sport und Unterhaltung. Verletzungen im E-Sport sind bisher kaum untersucht worden. Durch die Analyse unserer Daten erwarten wir, die Verletzungsversorgung zu verbessern und einen Beitrag zur Gesundheits- und Verletzungsprävention für eine so neue und schnell wachsende Sportart zu leisten.
Methodik: Diese retrospektive epidemiologische Querschnittsstudie befasst sich mit sportartspezifischen Verletzungsmustern im E-Sport. Insgesamt 1.229 E-Sport-Spieler aller Leistungsstufen und Genres beantworteten einen retrospektiven Fragebogen zu Verletzungen und Überlastungsschäden, die im Laufe ihrer Karriere auftraten.
Ergebnisse: Im Zeitraum vom 24.08.2022 bis zum 27.08.2023 wurden 1.547 E-Sportler befragt, von denen 1.229 den Fragebogen vollständig ausfüllten. Hiervon waren 299 (24,3%) weiblich, 913 (74,3%) männlich und 17 (1,4%) divers. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 23,8 ± 5,5 Jahre. Es wurden im Gesamtkollektiv 19,6 Verletzungen pro 1.000 Spielstunden gemeldet. Eine der häufigsten Verletzungslokalisation war das Handgelenk (225, 18,3%). Die E-Sportler litten am häufigsten an einer Tendovaginitis (55, 4,5%), gefolgt von Handgelenksprellungen (30, 2,4%) und dem Karpaltunnelsyndrom (11, 0,9%). Weiterhin traten vermehrt Verletzungen an den Fingern (267, 21,7%) auf. Hierbei wurden Fingersehnenverletzungen (52, 4,2%) am häufigsten genannt, gefolgt von Fingerprellungen (11, 0,9%) und Fingerbrüchen (9, 0,7%). Der Daumen (76, 6,2%) wurde als die häufigste durch das Spielen verursachte Fingerverletzung genannt. Je weiter die Verletzung von den Fingern im E-Sport entfernt ist, desto weniger Wochen der Spielpause werden angegeben. Es mussten mehr Wettkämpfer (41, 20,7%) als Nicht-Wettkämpfer (74; 7,2%) das Gaming aufgrund einer Handverletzung unterbrechen (p < 0,001), ebenfalls bei Fingerverletzung (p < 0,001).
Schlussfolgerung: Es mag überraschen, aber E-Sportler sind genauso verletzungsanfällig wie Sportler in traditionellen Sportarten. Die hohe Verletzungsrate ist sicherlich nicht auf akute Verletzungen, sondern auf Überlastungsverletzungen mit Schwerpunkt im Bereich des Handgelenks, der Hand und der Finger zurückzuführen. Begriffe wie „Nintenditis“ und „Gamer’s Thumb“, die Verletzungen durch wiederholte Belastung beschreiben, werden immer häufiger. Prävention ist ein wesentlicher und vielversprechender Ansatz für ein so junges Patientenklientel. Die Sensibilisierung für dieses Thema und die multidisziplinäre Zusammenarbeit bei der Prävention, Behandlung und Rehabilitation von E-Sportlern sind wichtig.



