65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Eine lokale und zeitliche Häufung von 25 Patienten mit nekrotisierender Fasziitis an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Eine umfassende statistische Analyse und detaillierte Korrelation der medizinischen Parameter
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Fragestellung: Nekrotisierende Weichteilinfekte (necrotizing soft tissue infections – NSTI) haben einen aggressivem Verlauf. Ein sofortiges und radikales chirurgisches Débridement ist eine Voraussetzung für das Überleben bei eines NSTI. Des Weiteren ist die sofortige Gabe von hochdosierten Breitbandantibiotika und eine differenzierte Intensivbehandlung notwendig. In dem Zeitraum von Oktober 2022 bis August 2023 kam es zu einer unklaren Zunahme an Fällen von NSTI an der LMU. Ziel dieser Studie ist die Darlegung der operativen Strategien und eine statistischen Analyse von Patientendaten mit dem Ziel, mögliche Korrelationen zwischen verschiedenen medizinischen Parametern und dem Krankheitsverlauf zu ermitteln.
Methodik: Diese retrospektive Studie befasst sich mit 25 Patienten, die zwischen 10/2022 und 08/2023 am Klinikum der LMU München mit NSTI diagnostiziert und behandelt wurden. Für die statistische Auswertung wurden der Mann-Whitney U-Test, die Spearman-Korrelation und der Chi-Quadrat-Test verwendet.
Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 62,5 Jahre (+- 15). Die am häufigsten betroffenen anatomischen Regionen waren die unteren (48%) und die oberen Extremitäten (32%), der Thorax (24%), das Becken (20%) und der Kopf (8%). Bei 83,3% der Patienten wurde vor der ersten Operation eine diagnostische Bildgebung durchgeführt. Bei Fällen ohne intrathorakale Beteiligung lag die Sterblichkeitsrate bei 21,74% während bei intrathorakalem CT-Korrelat die Sterblichkeitsrate bei 100% lag. Die Amputationsrate lag bei 16,6%. Deutlich erhöhte PCT-Werte bei Aufnahme korrelierte signifikant mit einer höheren Sterblichkeitsrate (p = 0,018), ebenso erhöhte IL6-Werte (p = 0,011). Darüber hinaus waren erhöhte Kreatininwerte (p = 0,003) und eine verringerte GFR (p = 0,005) signifikant mit einem tödlichen Ausgang verbunden. Erhöhte Werte des LRINEC-Scores waren nicht mit einer erhöhten Letalität assoziiert (p = 0,926).
Schlussfolgerung: Die Analyse der Daten ergab, dass deutlich PCT- und ein hoher IL6-Wert bei der Krankenhausaufnahme statistisch signifikant mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden waren. Die Identifizierung von PCT und IL6 als potenzielle prognostische Marker für den Ausgang von NSTI bei der Erstdiagnose unterstreicht die Bedeutung einer systematischen Labordiagnostik bei der Beurteilung der Krankheitsschwere. Darüber hinaus bestätigt die statistisch signifikante Assoziation zwischen erhöhten Kreatin- und verminderten GFR Werten bei der Krankenhausaufnahme mit einer erhöhten Sterblichkeit, dass die Nierenfunktion einen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis hat.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Abbildung 1: Pat. mit schwerstem NSTI durch Strep. Pyogenes der oberen Extremität und thorakal nach teilweiser Defektdeckung mittels autologer Spalthauttransplantation