59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Entwicklung von anvertraubaren professionellen Tätigkeiten unter Berücksichtigung von Routinedaten
2Hausärzte am Spritzenhaus, Deutschland
3Europäische Fachhochschule, Deutschland
Text
Hintergrund: „Anvertraubare professionelle Tätigkeiten“ (APTs) beschreiben „authentische, für Mediziner:innen relevante, charakteristische und in sich abgeschlossene Aufgaben und Tätigkeiten“. Allgemeine APTs sind im Nationalen Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) 2.0 für die Ausbildung sowie für die Weiterbildung in unserem Gebiet im Kompetenzbasierten Curriculum Allgemeinmedizin verankert.
Zielsetzung/Fragestellung: In wie weit können Analysen von Routinedaten aus hausärztlichen Praxen die Entwicklung fachspezifischer APTs für die Weiterbildung unterstützen?
Material und Methoden: Diagnosen aus Routinedaten von 2000 bis 2024 aus elf hausärztlichen Praxen des überregionalen Versorgungsforschungsnetzes (SHRN) wurden nach ihrer Häufigkeit geordnet. Die Diagnosen nach ICD10 wurden zudem der International Classification of Primary Care der zweiten Version (ICPC 2) zugeordnet. Für die Identifikation von sozialen und präventiven Beratungsanlässen wurden darüber hinaus die EBM-Ziffern der Praxen analysiert.
Ergebnisse: Es wurden Daten von 309.346 Patient:innen mit 1.940.652 Quartals-Patient:innenkontakten erfasst. In der Kohorte fanden sich 53% weibliche und 46% männliche Personen. Das mittlere Alter betrug 50 Jahre (SD: 22,4), der Anteil an Kindern lag bei 17%. Die am häufigsten gestellten Diagnosen betrafen die Bereiche Bewegungsapparat (31%) und Atmungsorgane (29%). Präventive Beratungsanlässe fanden sich in 16% und soziale Beratungsanlässe in 6% der Fälle.
Diskussion: In einem nächsten Schritt werden die identifizierten Themengebiete mit international bereits verwendeten APTs und den Daten der Validierung des „ACUTE-GP“-Instruments abgeglichen. In den nächsten Schritten sind Aspekte der Akutversorgung, psychische Themen sowie gängige Therapien zu ergänzen.
Take Home Message für die Praxis: Die für zukünftige APTs identifizierten, relevanten Themen sind u.a. die Versorgung von Kindern, die von Symptomkomplexen wie Husten und Kreuzschmerzen, Präventionsmaßnahmen und sozialmedizinische Fragestellungen. Die Analyse von Routinedaten kann bei der Entwicklung von zukünftigen APTs eine zentrale Quelle darstellen.