59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
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Undercover-Simulationstraining – Methodenbericht
Text
Hintergrund: Undercover Simulationspersonen (SP), auch Unannounced SP oder Incognito SP sind in der studentischen Ausbildung kaum beschrieben. Dabei bietet die Methode gegenüber konventioneller Simulation besondere Alleinstellungsmerkmale. Die Lernenden kennen in der simulierten Konsultation nicht die wahre Identität ihres Gegenübers: echte Patientin oder Simulationsperson. Haltungen, Einstellungen und Werte werden möglicherweise bei Unkenntnis des Simulationssettings besonders ausgebildet.
Zielsetzung/Fragestellung: Daraus abgeleitet sollen durch Undercover-Simulation Szenarien provoziert werden, die affektive Lernziele adressieren. Ziel des Projekts war die Methode zu erproben und Erfahrungen zu beschreiben.
Material und Methoden: Im Wintersemester 2024/25 übten Studierende im klinischen Wahlpflichtfach „Hausärztliches Undercover-Simulationstraining“ komplette hausärztliche Konsultationen. Der Empfehlung des Versorgungsreport 2023 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) folgend, erhielten die Studierenden Leitlinien mit für sie markierten relevanten Inhalten. Die Vorbereitung im Sinne des Flipped-Classroom-Modells beabsichtigt zur Konsultation einen Wissensstand mindestens ähnlich dem zu Weiterbildungsbeginn. Während der Undercover-Simulation war durchweg ein ärztlicher Mitarbeiter der Praxis anwesend, der mit den beobachtenden Studierenden die Konsultation per Video-Übertragung verfolgte. Im unmittelbar anschließenden Debriefing wurden die SP ggf. enttarnt.
Ergebnisse: Die Methode erwies sich als durchführbar und wir erreichten eine Detektionsrate von 0%, sodass keine Undercover SP vorzeitig enttarnt wurde. Dafür wurden Akten imitiert, SPs alterniert und echte PatientInnen gezielt ausgesucht. Die Studierenden gaben an durch die hohe Authentizität mehr Verantwortung wahrzunehmen.
Diskussion: Undercover-Simulation vermag ein Gefühl von Verantwortungsübernahme hervorzurufen. Ob eine stärkere belegbare Rationale für ärztliche Entscheidungen angestrebt wird, bleibt unklar. Die Frage nach den Auswirkungen auf das Interesse für Evidenz-basierte Medizin stellt sich.
Take Home Message für die Praxis: Undercover-Simulation kennzeichnet die Unkenntnis der Identität der Simulationspersonen.
Sie bietet die Möglichkeit in sicherem Rahmen durch Simulation mehr als Skills, nämlich Haltung und Einstellung zu vermitteln.