59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Strukturierte Prüfung allgemeinmedizinischer Besonderheiten: Entwicklung eines standardisierten Konzepts
Text
Hintergrund: In der allgemeinmedizinischen Lehre sollen neben fachlichen Inhalten auch die Besonderheiten des Fachgebiets vermittelt werden. Der Leistungsnachweis im 5. Studienjahr an der Medizinischen Fakultät Mannheim soll kompetenzorientiert und dem Ausbildungsstand entsprechend erfolgen. Grundlage bilden Empfehlungen von GMA und MFT zum Einsatz geeigneter Prüfungsformate.
Zielsetzung/Fragestellung: Entwicklung eines standardisierten, fallbasierten Prüfungskonzepts, das die Besonderheiten der Allgemeinmedizin abbildet und Studierende gezielt auf das PJ sowie die M3-Prüfung vorbereitet.
Material und Methoden: Basierend auf Empfehlungen aus der Literatur wurde eine strukturierte mündliche Prüfung konzipiert. Inhalte orientierten sich am NKLM sowie an häufigen allgemeinmedizinischen Beratungsanlässen, identifiziert in interdisziplinären Expertenrunden. Die Besonderheiten der Allgemeinmedizin wurden auf Grundlage der Fachdefinitionen von DEGAM und WONCA erarbeitet. Daraus entstand ein Blueprint zur Standardisierung und inhaltlichen Vergleichbarkeit.
Ergebnisse: Fallvignetten wurden entlang dieses Blueprints entwickelt: Auf der x-Achse die Besonderheiten der Allgemeinmedizin: Umgang mit nicht-selektierten Patient:innen, Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgung, Prävention, kontinuierliche Begleitung, Versorgungssteuerung, auf der y-Achse akute Beratungsanlässe (ABA) und hausärztliche Grundversorgung (HGV) häufiger Krankheitsbilder. Jede Vignette umfasst zwei Fragen mit vordefiniertem Erwartungshorizont, wird bewertet über eine Global Rating-Skala und dokumentiert mittels Punktesystem. Die Endnote ergibt sich aus Punkten je Frage der Kategorien ABA und HGV.
Diskussion: Der Blueprint ermöglicht eine strukturierte, transparente Prüfung allgemeinmedizinischer Besonderheiten anhand beispielhafter typischer Krankheitsfälle und bietet ein übertragbares Konzept für Prüfungsfälle und Lehrinhalte. Schulungen und Peer-Review-Verfahren unterstützen die Qualitätssicherung. Eine Herausforderung bestand in der Formulierung von Fragen, die Entscheidungskompetenz statt Faktenwissen prüfen.
Take Home Message für die Praxis: Die Verknüpfung fachlicher Inhalte mit den Besonderheiten der Allgemeinmedizin erlaubt eine strukturierte, kompetenzorientierte Prüfung und dient im Sinne von Assessment drives Learning als roter Faden im Curriculum.