98. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte
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Operative Therapie der konsekutiven Exotropie: funktionelle und klinische Ergebnisse
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Ziel und Hintergrund: Konsekutive Exotropie tritt bei etwa 4–30% der Patienten nach der operativen Korrektur einer Esotropie auf. Die in der bisherigen Literatur empfohlene Dosierung für die Patienten mit konsekutiver Exotropie ist mit 3 bis 5 Prismendioptrien (PD) pro mm der Muskelvorlagerung relativ uneinheitlich. Das Ziel unserer Studie war es, die Dosis-Wirkungs-Beziehung der kombinierten Operation am M. rectus medialis und lateralis zur Korrektur der konsekutiven Exotropie zu bestimmen und potenzielle Einflussfaktoren zu untersuchen.
Methoden: Die Krankenakten aller Patienten, die zwischen April 2015 und Juni 2024 in der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Frankfurt aufgrund einer konsekutiven Exotropie von Y. Wenner mit einer kombinierten Schieloperation zur Korrektur der Augenstellung an einem Auge behandelt wurden, wurden retrospektiv ausgewertet. Ausschlusskriterien umfassten das Nichttragen der korrekten Brillenkorrektur sowie einen Nachbeobachtungszeitraum <3 Monaten. Die Patienten erhielten eine orthoptische Untersuchung des Fern- und Nahschielwinkels, Motilität und Simultansehen präoperativ, sowie einen Tag, eine Woche und vier Monate nach dem Eingriff. Die Bulbuslänge, Visus und Refraktion wurden präoperativ bestimmt. Wir untersuchten den statistischen Zusammenhang dieser Untersuchungsergebnisse mit dem Operationserfolg und der Dosis-Wirkungs-Beziehung.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 42 Patienten in die Studie eingeschlossen. Die präoperativen Fern- und Nahschielwinkel im alternierenden Abdecktest betrugen im Durchschnitt -32,12±13,27 PD und -35,29±15,65 PD. Beim postoperativen Follow-up nach 4 Monaten (IQR 4–5) lag der Fernschielwinkel bei -3,14±14,32 PD und der Nahschielwinkel bei -4,45±15,7 PD. Ein Operationserfolg wurde definiert als eine Eso- oder Exodeviation von ≤10 PD beim letzten Follow-up. Dieses Kriterium erfüllten 80,95% der Patienten für die Fernfixation und 57,14% der Patienten für die Nahfixation. Die Dosis-Wirkungs-Beziehung zur Korrektur des Fernschielwinkels lag im Mittel bei 2,72±1,08 PD/mm, für den Nahschielwinkel bei 2,85±1,15 PD/mm. Ein kleinerer präoperativer Fernschielwinkel war mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit eines postoperativen Erfolgs assoziiert (rpb=0,43, p=0,004). Ebenso zeigte sich eine signifikant negative Korrelation zwischen dem bestkorrigierten logMAR-Visus des operierten Auges und dem Operationserfolg (rpb=-0,34, p=0,026). Ein weiterer signifikanter Zusammenhang bestand zwischen dem Operationserfolg und dem postoperativen Vorliegen von Simultansehen in der Ferne beim letzten Follow-up (p=0,043). Ein zunehmender Fernschielwinkel war nicht mit einer stärkeren Ausprägung der Dosis-Wirkungs-Beziehung assoziiert. Es zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Bulbuslänge und der Dosis-Wirkungs-Beziehung (p=0,698), wobei ein Bulbuslängenfaktor bei der Operationsplanung berücksichtigt wurde.
Schlussfolgerung: Unsere Studie zeigt, dass eine erfolgreiche operative Korrektur der konsekutiven Exotropie mit einem kleineren präoperativen Schielwinkel, einem besseren präoperativen Visus sowie dem postoperativen Vorhandensein von Simultansehen assoziiert ist Ein Abwarten bis zur Schielwinkelzunahme kann den Operationserfolg beeinträchtigen – daher sollte die Schieloperation möglichst früh nach dem Auftreten der konsekutiven Exotropie erfolgen.



