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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der septischen Hüftrevisionsendoprothetik – eine Studie aus dem Deutschen Endoprothesenregister (EPRD)

Luis Becker 1
Martin Resl 1
Yinan Wu 2
Carsten Perka
1Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
2EPRD – Endoprothesenregister Deutschland, Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die periprothetische Infektion stellt mit 16–25% eine der Hauptursachen für die Revisionshüftendoprothetik (RTHA) dar. Biologische Faktoren, wie postmenopausale Osteoporose bei Frauen und ein höheres durchschnittliches Körpergewicht bei Männern, könnten zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in den Ergebnissen nach Revisionseingriffen beitragen. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung geschlechtsspezifischer Unterschiede in den Re-Revisionen und der Mortalität nach septischer und aseptischer RTHA unter Verwendung von Daten aus dem Deutschen Endoprothesenregister (EPRD).

Material und Methoden: Diese Beobachtungs-Kohortenstudie analysierte 9.660 RTHA-Fälle über einen Zeitraum von sieben Jahren. Die kumulative Re-Revision und Mortalitätswahrscheinlichkeit wurde mittels Kaplan-Meier-Schätzungen berechnet. Zur Überprüfung der statistischen Signifikanz wurden Chi-Quadrat-Tests durchgeführt.

Ergebnisse: Der Anteil der septischen Revisionen war bei Frauen mit 30 % (septisch: 1.753, aseptisch: 4.085) signifikant geringer (p=0,001) als bei Männern mit 40 % (septisch: 1.519, aseptisch: 2.303). Frauen zeigten jedoch eine höhere Re-Revisionrate nach septischer Hüftrevisionsendoprothetik nach einem Jahr mit 28,7% (KI 26,6–30,9) im Vergleich zu Männern mit 24,7% (KI 22,6–27,0). Diese Unterschiede blieben auch in der siebenjährigen Nachbeobachtung bestehen, mit einer Revisionsrate von 33,0% (KI 29,7–36,6) für Frauen und 29,0% (KI 26,5–31,7) für Männer.

Bei aseptischen Revisionen betrug die Revisionsrate nach einem Jahr 9,6% (KI 8,7–10,6) bei Frauen und 9,9% (KI 8,7–11,3) bei Männern. Nach sieben Jahren zeigten sich keine signifikanten Unterschiede mit einer Revisionsrate von 17,1% (KI 15,5–19,0) für Frauen und 16,6% (KI 14,6–18,8) für Männer.

Diskussion und Schlussfolgerung: Frauen werden signifikant häufiger aufgrund aseptischer Ursachen revidiert als Männer. Hinsichtlich der Revisionsrate nach aseptischer RTHA zeigten sich jedoch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Auffällig war, dass sowohl Frauen als auch Männer bereits im ersten Jahr nach septischer RTHA hohe Re-Revisionraten von 25–29% aufwiesen. Frauen hatten jedoch bereits nach einem Jahr eine signifikant höhere Rate an septischen Revisionsoperationen im Vergleich zu Männern, was sich auch in der siebenjährigen Nachverfolgung bestätigte.

Aufgrund der hohen Revisionsraten im ersten Jahr sollten perioperative Maßnahmen optimiert werden sowie die Behandlung in spezialisierten Zentren mit hohen Fallzahlen für periprothetische Infektionen erfolgen. Besonders hervorzuheben ist, dass Frauen eine höhere Re-Revisionrate bei septischen Revisionen aufweisen. Dies weist auf die Notwendigkeit hin, geschlechtsspezifische Faktoren wie das unterschiedliche Verteilungsvolumen von Antibiotika und metabolische Unterschiede weiter zu untersuchen und in Therapieansätze zu integrieren.