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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Prädiktionsfaktoren für das Auftreten von Fuß- und Sprunggelenksverletzungen im Straßenverkehr: Eine retrospektive Analyse aus der German In-Depth Accident Study (GIDAS)

Caroline Stöckigt 1
Jan Hölscher 1
Henrik Liers 2
Marcel Mäder 1
Konrad Kamin 1
Klaus-Dieter Schaser 1
1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
2Verkehrsunfallforschung TU Dresden, Dresden, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Verletzungen des oberen Sprunggelenkes (OSG) und Fußes (FSGV) zählen mit einer Inzidenz von > 174/100.000 zu den häufigsten Frakturen (Fx). FSGV und ihre Folgen führen zu erheblicher Morbidität. Unfallmechanismus, Weichteilschaden, assoz. Bandverletzungen, Vorerkrankungen und Geschlecht sind prädiktive Faktoren. Ca 20% der FSGV resultieren aus Verkehrsunfällen (VU). Basierend auf detaillierter VU- forschungs- und klin. Daten nach verschiedenen Verkehrsteilnehmern sollen diff. potenzielle Einflussfaktoren auf die FSGV-Inzidenz detektiert werden.

Material und Methoden: Im Rahmen der VU-forschung an 2 deutschen Standorten entstand das „German In Depth Accident Study (GIDAS)“ Projekt (ca. 2.000 VU/ Jahr mit AIS ≥ 2Personenschaden). Zwischen 1999 – 2022 wurden in GIDAS 81.853 Verletzungen codiert (davon 76.388 auf Fußgänger, PKW-Frontinsassen und Zweiradfahrer zurückzuführen) mit 1.106 FSGV. Retrospektiv wurden Verunfallte mit relevanten Verletzungen bezüglich Verkehrsteilnahmeart (PKW, KRAD, Fahrrad (FR), Fußgänger (FG)) Charakteristika (BMI, Alter), Fx-lokalisat., Unfallkenngrößen (Geschwindigkeit, Aufprallrichtung, Art d. Unfallgegners), Umwelt- und PKW-parameter (Getriebeschaltung, Erscheinungsjahr des PKW-modells) sowie individ. Parameter (Nutzung Schutzausrüstung/Anschnallgurte) untersucht. Der Hauptgr. mit FSGV wurde eine Referenzgr. ohne diese Verletzungen gegenübergestellt. Die Auswertung erfolgte mittels (T-/Chi-Quadrat Test; p<0,05) zur Identifikation potenzieller Einflussparameter (Regressionsanalyse).

Ergebnisse: FSGV Prädiktionsfaktoren im Straßenverkehr sind zunehmendes Alter (Ausnahme FG (p=0,08)), männl. Geschlecht bei KRAD-fahrern (p=0,025) sowie das weibl. Geschlecht bei FR-fahrern (p<0,001). Erhöhte Geschwindigkeit ist bei allen Verkehrsteilnehmern ein signifik. Risikofaktor. Signifikanz besteht im Rückgang von FSGV bei der Einführung neuer PKW-modelle ab 1997. Für PKWs ab 2011 ist diese ausbleibend (cave: nur 5,3% aller PKW) . Nichtbenutzung des Anschnallgurtes ist ein Prädiktor für häufigere FSGV (p<0,001). Weder Vorhandensein Kupplungspedal (auch für isoliert Frontalaufprall), noch Körpergröße oder -gewicht (BMI) hatte einen signifik. Einfluss. Frontalzusammenprall erhöht signifik. die Gefahr für FSGV verglichen mit seitlichen oder hinteren Kollisionen (p<0,001, nur für PKW). Für KRAD-fahrer besteht kein Nachweis (1/3 der KRAD-unfälle hat den Kontakt mit der Straßenoberfläche als erste Kollision). Im Vergleich zur Frontalkollison erhöht der Seitenanprall das Risiko für eine FSGV bei FR- wie auch bei FG-Unfällen signifikant (p<0,001)

Diskussion und Schlussfolgerung: FSGV im Straßenverkehr treten bei 1,5% aller VU mit Personenschaden (KRAD und FR: 4,1/3,6%) auf und führen zu erheblicher Morbidität. Prädiktive Faktoren wie Alter, Geschlecht und Hauptanprall scheinen nicht beeinflussbar. Das FSGV-Risiko signifik. triggernde Einflussgrößen, wie erhöhte Geschwindigkeit und Nichtnutzung des Anschnallgurtes aber sind fahrlässig und absolut vermeidbare Risikofaktoren. Ausgehend von diesen Unfall- und Verkehrsmittel-/-teilnehmer-spezifischen individuellen FSGV-Riskofaktoren können differenzierte präventive Konzepte für Fahrzeugsicherheitssysteme weiterentwickelt werden, zumal seit 2011 die PKW-Sicherheitsentwicklung zu keiner relevanten Risikoreduktion für FSGV geführt hat.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Abbildung 1

Tabelle 1 [Tab. 1]

Tabelle 1