German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Prädiktionsfaktoren für das Auftreten von Fuß- und Sprunggelenksverletzungen im Straßenverkehr: Eine retrospektive Analyse aus der German In-Depth Accident Study (GIDAS)
2Verkehrsunfallforschung TU Dresden, Dresden, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Verletzungen des oberen Sprunggelenkes (OSG) und Fußes (FSGV) zählen mit einer Inzidenz von > 174/100.000 zu den häufigsten Frakturen (Fx). FSGV und ihre Folgen führen zu erheblicher Morbidität. Unfallmechanismus, Weichteilschaden, assoz. Bandverletzungen, Vorerkrankungen und Geschlecht sind prädiktive Faktoren. Ca 20% der FSGV resultieren aus Verkehrsunfällen (VU). Basierend auf detaillierter VU- forschungs- und klin. Daten nach verschiedenen Verkehrsteilnehmern sollen diff. potenzielle Einflussfaktoren auf die FSGV-Inzidenz detektiert werden.
Material und Methoden: Im Rahmen der VU-forschung an 2 deutschen Standorten entstand das „German In Depth Accident Study (GIDAS)“ Projekt (ca. 2.000 VU/ Jahr mit AIS ≥ 2Personenschaden). Zwischen 1999 – 2022 wurden in GIDAS 81.853 Verletzungen codiert (davon 76.388 auf Fußgänger, PKW-Frontinsassen und Zweiradfahrer zurückzuführen) mit 1.106 FSGV. Retrospektiv wurden Verunfallte mit relevanten Verletzungen bezüglich Verkehrsteilnahmeart (PKW, KRAD, Fahrrad (FR), Fußgänger (FG)) Charakteristika (BMI, Alter), Fx-lokalisat., Unfallkenngrößen (Geschwindigkeit, Aufprallrichtung, Art d. Unfallgegners), Umwelt- und PKW-parameter (Getriebeschaltung, Erscheinungsjahr des PKW-modells) sowie individ. Parameter (Nutzung Schutzausrüstung/Anschnallgurte) untersucht. Der Hauptgr. mit FSGV wurde eine Referenzgr. ohne diese Verletzungen gegenübergestellt. Die Auswertung erfolgte mittels (T-/Chi-Quadrat Test; p<0,05) zur Identifikation potenzieller Einflussparameter (Regressionsanalyse).
Ergebnisse: FSGV Prädiktionsfaktoren im Straßenverkehr sind zunehmendes Alter (Ausnahme FG (p=0,08)), männl. Geschlecht bei KRAD-fahrern (p=0,025) sowie das weibl. Geschlecht bei FR-fahrern (p<0,001). Erhöhte Geschwindigkeit ist bei allen Verkehrsteilnehmern ein signifik. Risikofaktor. Signifikanz besteht im Rückgang von FSGV bei der Einführung neuer PKW-modelle ab 1997. Für PKWs ab 2011 ist diese ausbleibend (cave: nur 5,3% aller PKW) . Nichtbenutzung des Anschnallgurtes ist ein Prädiktor für häufigere FSGV (p<0,001). Weder Vorhandensein Kupplungspedal (auch für isoliert Frontalaufprall), noch Körpergröße oder -gewicht (BMI) hatte einen signifik. Einfluss. Frontalzusammenprall erhöht signifik. die Gefahr für FSGV verglichen mit seitlichen oder hinteren Kollisionen (p<0,001, nur für PKW). Für KRAD-fahrer besteht kein Nachweis (1/3 der KRAD-unfälle hat den Kontakt mit der Straßenoberfläche als erste Kollision). Im Vergleich zur Frontalkollison erhöht der Seitenanprall das Risiko für eine FSGV bei FR- wie auch bei FG-Unfällen signifikant (p<0,001)
Diskussion und Schlussfolgerung: FSGV im Straßenverkehr treten bei 1,5% aller VU mit Personenschaden (KRAD und FR: 4,1/3,6%) auf und führen zu erheblicher Morbidität. Prädiktive Faktoren wie Alter, Geschlecht und Hauptanprall scheinen nicht beeinflussbar. Das FSGV-Risiko signifik. triggernde Einflussgrößen, wie erhöhte Geschwindigkeit und Nichtnutzung des Anschnallgurtes aber sind fahrlässig und absolut vermeidbare Risikofaktoren. Ausgehend von diesen Unfall- und Verkehrsmittel-/-teilnehmer-spezifischen individuellen FSGV-Riskofaktoren können differenzierte präventive Konzepte für Fahrzeugsicherheitssysteme weiterentwickelt werden, zumal seit 2011 die PKW-Sicherheitsentwicklung zu keiner relevanten Risikoreduktion für FSGV geführt hat.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Tabelle 1 [Tab. 1]





