German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Dentogener Fokus bei periprothetischen Infektionen
2Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Brandenburg an der Havel, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Periprothetische Gelenkinfektionen stellen eine schwerwiegende Komplikation nach endoprothetischen Ersatz von Hüft- und Kniegelenken dar. Der Stellenwert von Erkrankungen der Zähne sowie des Zahnhalteapparates bei der Entstehung von periprothetischen Infektionen ist immer wieder Gegenstand intensiver Diskussionen. Ein pathologischer, dento-alveolärer Befund kann ein potentieller Fokus für eine periprothetische Infektion sein. Ziel dieser Arbeit ist die Häufigkeit eines pathologischen dentogenen Befundes bei Patienten mit periprothetischen Infektionen zu eruieren.
Material und Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse klinikeigener Daten im Zeitraum 01/2020 bis 12/2023 durchgeführt. Die Definition einer periprothetischen Infektion erfolgte anhand der Kriterien der Musculoskeletal Infection Society (MSIS). Periprothetische Infektionen unterteilten wir in frühe Infektionen, akut hämatogene und chronische Infektionen. Die Patienten wurden während des stationären Aufenthaltes in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie konsiliarisch vorgestellt. Des Weiteren wurden demographische Daten, zahnärztliche und mikrobiologische Befunde und Röntgenbilder ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 215 Patienten mit periprothetischer Infektion von Hüft- und Kniegelenken, die in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vorstellig waren, eingeschlossen werden. Das Hüftgelenk war in 52% (111/215) der Fälle betroffen. Das durchschnittliche Alter betrug 71,7 ± 10,5 Jahre. Bei 59% (127/215) der Patienten handelte es sich um eine chronische Infektion. Bei 26% (56/215) wurde eine Frühinfektion und bei 15% (32/215) eine akute hämatogene Infektion diagnostiziert. Ein implantaterhaltendes Vorgehen (DAIR) wurde bei 40% (85/215) der Fälle durchgeführt.
Als häufigste Erreger wurden koagulase-negativen Staphylokokken (23%; 50/215) nachgewiesen, gefolgt von Staphylococcus aureus. Streptokokken waren für 12% (25/215) der Fälle ursächlich, wobei die Untergruppe der Streptokokken, die Viridansgruppe, nur bei 1,8% der Patienten nachgewiesen wurden.
Ein dento-alveolärer Fokus wurde bei 27% (58/215) der Patienten beschrieben. Es zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich eines DAIR-Failure bei Vorliegen eines pathogenen dento-alveolären Befundes (p>0,05).
Diskussion und Schlussfolgerung: Auffällige Zahnbefunde wurden bei 27% der Patienten mit einer periprothetischen Infektion gefunden, jedoch scheinen Erreger aus der Mundhöhle nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Daher bleibt der Stellwert von Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates bei periprothetischen Infektionen unklar und bedarf weiterer intensiver Forschungen.



