German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
AR-gestützte intraoperative Navigation in der inversen Schulterendoprothetik führt zu einer präziseren Implantation der glenoidalen Komponenten und kann die Komplikationsrate reduzieren
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Zielsetzung und Fragestellung: Eine glenoidale Fehlpositionierung in der inversen Schulterendoprothetik kann zu Impingement, Luxation und Lockerung führen. Die Kombination aus 3D-präoperativer Planung und augmented reality (AR)-gestützter intraoperativer Navigation bietet das Potenzial, die Präzision bei der Implantatauswahl und -platzierung zu verbessern und postoperative Komplikationen zu reduzieren. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der AR-gestützten Navigation auf Komplikationsraten sowie auf die Inklination der Glenoidbasisplatte, die Anzahl und Länge peripherer Schrauben, die Operationsdauer und die intraoperative Durchleuchtungszeit zu untersuchen.
Material und Methoden: Insgesamt wurden 171 Fälle in diese retrospektive Kohortenstudie eingeschlossen, bei denen seit 2022 eine inverse Schulterprothese implantiert wurde. Alle Indikationen, einschließlich Revisionseingriffen, bei denen glenoidale Komponenten implantiert wurden, wurden berücksichtigt, mit Ausnahme von zwei Patienten mit Custom-made-Prothesen. 100 Fälle wurden mit konventionellen Methoden und 71 mithilfe von AR-gestützter Navigation operiert. In der nicht-navigierten Gruppe wurden 92 primäre und 8 Revisionsprothesen, in der navigierten Gruppe 64 primäre und 7 Revisionsprothesen eingesetzt. Der primäre Endpunkt war die Komplikationsrate innerhalb der ersten 90 Tage. Sekundäre Endpunkte umfassten die Inklination der Basisplatte, die Anzahl und Länge der peripheren Schrauben sowie die Operations- und intraoperative Durchleuchtungsdauer.
Ergebnisse: Die allgemeine Komplikationsrate war bei navigierten Prothesen mit 5,6% (4/71) niedriger als bei nicht-navigierten Prothesen mit 12% (12/100), jedoch ohne statistische Signifikanz (p=.191). Die Revisionsrate war ebenfalls geringer in der navigierten Gruppe (4/71 bzw. 5,6% vs. 11/100 bzw. 11%), ohne statistisch signifikanten Unterschied (p=.279). Die Komplikationen in der nicht-navigierten Gruppe umfassten fünf Luxationen, zwei postoperative Hämatome, zwei periprothetische Infektionen, eine periprothetische Skapulafraktur, eine Wundheilungsstörung und eine N.-ulnaris-Schädigung. In der navigierten Gruppe wurden zwei Luxationen, eine periprothetische Humerusfraktur und ein postoperatives Hämatom beobachtet.
Die mittlere Inklination der Basisplatte war bei nicht-navigierten Prothesen signifikant stärker nach superior geneigt als bei navigierten Prothesen (+10,8 ± 8,9° vs. +3,7 ± 7,3°; p<.001). Navigierte Prothesen wiesen signifikant wenige periphere Schrauben auf (2,1 ± 0,5 vs. 3,1 ± 1 Schrauben; p<.001), die jedoch signifikant länger waren (34,7 ± 5,9 mm vs. 30,7 ± 5,3 mm; p<.001). Die Operationsdauer war in beiden Gruppen vergleichbar (110,2 ± 33,3 navigiert vs. 110,3 ± 29,5 Minuten nicht-navigiert; p=.981). Die intraoperative Durchleuchtungsdauer war bei navigierten Prothesen signifikant kürzer (20,1 ± 16,1 Sekunden vs. 46,8 ± 35,3 Sekunden; p<.001).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die AR-gestützte intraoperative Navigation ermöglicht in der inversen Schulterendoprothetik eine präzisere Inklination der glenoidalen Komponente, eine verbesserte Positionierung der peripheren Schrauben und führt zu einer tendenziellen Reduktion von Komplikationen sowie einer signifikant verkürzten Durchleuchtungszeit – ohne Verlängerung der OP-Dauer.



