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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Wie instabil ist der Dens wirklich? Eine retrospektive Analyse von Funktions-CT bei Dens-Frakturen

Nora Anais Koenemann 1
Timon Röttinger 1
Annabel Fenwick 1
Johanna Abelmann-Brockmann 1
Edgar Mayr 1
1Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Plastische und Handchirurgie, Augsburg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Dens-Frakturen sind seltene Verletzungen, bei denen sowohl die konservative als auch die operative Therapie Komplikationen aufweisen kann. Besonders bei geriatrischen Patienten stellt die Operation aufgrund der Narkose ein Risiko dar. In der Literatur herrschen keine eindeutigen Empfehlungen zu Kriterien zur konservativen Behandlung. Ziel dieser Arbeit war es anhand einer Funktions-CT von Dens-Frakturen Aussagen bezüglich der Stabilität zu treffen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Material und Methoden: Dens-Frakturen, bei denen CT-Funktionsaufnahmen bei Erstvorstellung in Re- und Inklinationsstellung der HWS über einen 48 Monate Zeitraum, durchgeführt wurden, wurden retrospektiv analysiert. Die qualitative radiologische Beurteilung der Instabilität (stabil, gering instabil, moderat instabil, sicher instabil) und die gewählte Behandlungsmethode wurde erfasst. Das Ergebnis der Verlaufskontrollen wurde dokumentiert.

Ergebnisse: 37 Fälle wurden in unsere Untersuchung eingeschlossen. Während des Funktions-CT kam es in keinem Fall zu einem neurologischen Ereignis. In 81% der Fälle lag eine Fraktur Typ II nach Anderson und D’Alonzo (AD’A) vor (inklusive Kombinationationsverletzungen), die restlichen Fälle waren Pseudarthrosen und Frakturen Typ I und III nach AD’A. 3 Fälle (alle Typ II) wurden in den Aufnahmen als stabil gewertet, und wurden konservativ mittels 6-wöchiger Ruhigstellung in einer semi-rigiden Halsorthese behandelt. 13 Fälle wurden als „gering instabil“ eingestuft, hiervon wurden 10 konservativ und 3 operativ versorgt. 14 Fälle als „sicher instabil“ bewertet, und zu 50% jeweils konservativ und operativ behandelt (s. Tabelle 1 [Tab. 1]). 3 Patienten starben während des initialen Aufenthaltes; diese waren alle konservativ behandelt worden und hatten in den Funktionsaufnahmen 2x eine geringe und 1x eine moderate Instabilität geboten.

Tabelle 1

In 20 Fällen (13x konservativ, 7x operativ) erfolgte eine CT-Nachuntersuchung, durchschnittlich 105 Tagen nach Funktions-CT. Nur zwei Fälle, welchen initial instabil waren, zeigten veränderte Stellungsverhältnisse. Diese waren konservativ behandelt worden, in einem Fall auf expliziten Wunsch des Patienten. In keinem Fall erfolgte eine Änderung des Therapieplans.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Mehrzahl unserer Fälle konnte trotz Instabilität im Funktions-CT konservativ behandelt werden; in nur zwei Fällen zeigte sich eine Instabilität des Dens in der CT-Verlaufskontrolle. Dies lässt vermuten, dass die meisten Dens-Frakturen bei entsprechender Patientencompliance erfolgreich konservativ behandelt werden können. Aktuell erfolgt eine quantitative Auswertung mittels Messungen der Dens-Stellung im initialen Funktions-CT um daraus eine Therapie-Empfehlung ableiten zu können.