German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Doctor, when can I drive? Einfluss einer Fußheber- und Fußsenkerschwäche auf die Fahrtauglichkeit
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Fußheber- (FH) oder Fußsenkerschwächen (FS) zählen zu den am häufigsten beobachteten Kraftgradminderungen der unteren Extremität. Sie können spinale Ursachen haben, durch periphere Nervenausfälle oder durch Traumata bedingt sein. Das aktuell am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel im Individualverkehr in Deutschland ist weiterhin der private Personenkraftwagen (PKW). Ob und wenn ja welchen Einfluss eine FH- oder FS-Schwäche auf die Fähigkeit ein PKW sicher zu führen hat ist aktuell noch nicht geklärt. Ziel dieser Arbeit war es nun in einer experimentellen Studie den Einfluss von FH- und FS-Schwächen auf die Fahrtüchtigkeit zu untersuchen.
Material und Methoden: In einer experimentellen Arbeit wurden 20 gesunde Probanden mit gültiger Fahrerlaubnis und einer jährlichen Fahrleistung von >5.000 km untersucht. Es wurde eine individuelle gefertigte Orthese (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]) an das rechte Bein angelegt mit welcher sowohl eine FH- als auch eine FS-Schwäche simuliert werden können. In einem Fahrsimulator absolvierten die Probanden jeweils 2 Szenarien als Kontrollfahrt sowie mit unterschiedlichen Kraftgradminderungen (3/5 und <3/5). In einem Szenario wurde ein Notbremsmannöver (NBM) und in dem anderen Stop and Go Verkehr (StGo) simuliert. Sämtliche Parameter der Fahrleistung wurden durch den Simulator erfasst und statistisch analysiert. Die statistische Analyse erfolgte mittels SPSS 25.
Ergebnisse: Bei Einschränkungen der FH zeigte sich die Betätigungsdauer des Bremspedals beim NBM signifikant verlängert (2.238 ms vs. 2.046 ms; p<0.02). Einschränkungen der FS hatten hier keinen signifikanten Einfluss. Im Rahmen des StGo zeigten sich bei Einschränkungen der FS signifikant häufiger Betätigungen des Gaspedals (1.4 vs. 1.05; p<0.02) Sowie ein signifikant größerer gewählter Sicherheitsabstand (30.3 m vs. 24.8 m: p<0.01). Einschränkungen der FH gingen hier ebenfalls mit einer signifikant häufigeren Betätigung des Gaspedals und einer signifikant geringeren Geschwindigkeit einher. Der Sicherheitsabstand, der gewählt wurde, zeigte sich signifikant geringer (21,9 m vs. 24,8 m: p<0.05).
Diskussion und Schlussfolgerung: FS-Schwächen werden insbesondere in dem StGo, in welchem es auf ein eher feinmotorisches steuern des Gaspedals ankommt, klinisch manifest und präsentieren sich hier in kompensatorisch größer gewählten Sicherheitsabständen und häufigerer Betätigung des Gaspedales. FH-Schwächen haben sowohl auf die Ausführung eines NBM als auch auf das StGo signifikanten Einfluss. Bei höhergradigen Schwächen (KG<3/5) konnte teilweise weniger Einschränkungen in der Fahrleistung dokumentiert werden. Hier sollte geprüft werden, inwieweit Kompensationsmechanismen durch Mehrbewegung anderer Gelenke vorliegen, um etwaige Schwächen auszugleichen. Abschließend lässt sich schlussfolgern, dass sowohl Schwächen in der FH als auch der FS signifikant das Fahrverhalten beeinflussen.




