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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Intraoperativer Positionsvergleich von finaler Raspel- und Implantatsposition bei primärer Hüfttotalendoprothetik mit einer zementfreien, dreifach konischen Kurzschaftprothese

Yannick Ahlheit 1
Dominic Simon 1
Maximilian Lerchenberger 1
Gautier Beckers 1
Giles Cheers 1
Susanne Mayer 1
Boris Holzapfel 1
Lennart Schröder 1
1Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Muskuloskelettales Universitätszentrum München (MUM), Universitätsklinikum der LMU, München, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Im Rahmen der primären Hüfttotalendoprothetik (HTEP) ist zur Vermeidung von Komplikationen eine präzise Femurausrichtung entscheidend. Abweichungen in der finalen femoralen Raspelposition (FFR) zur femoralen Implantatskomponente (FFI) können aseptische Lockerungen oder Rotationsfehlstellungen verursachen. Ziel dieser klinischen Studie war der Vergleich der intraoperativen Positionierung von FFR und FFI eines kurzen, mikroporös beschichteten, dreifach konischen Implantats bei zementfrei implantierten primären HTEPs.

Material und Methoden: Anonymisierte Röntgenaufnahmen (koronal/sagittal) von 50 Patient:innen (Alter 62,9 ± 16,6 Jahre), die eine zementfreie primäre HTEP über den direkten anterioren Zugang (DAA) erhielten, wurden retrospektiv analysiert. In prä- und postoperativen Röntgen-Beckenübersichtsaufnahmen wurden femorale Version, Osteotomiehöhe, Cortical Thickness Index (CTI) und Beinlängendifferenz (BLD) vermessen. Intraoperative Messungen umfassten den Winkel zwischen Raspel- und Implantatachse sowie der Femurschaftachse (FSA) in Koronar- und Sagittalebene. Zusätzlich wurden in der Koronarebene der Abstand von Raspel- bzw. Implantat-Schulter zu Trochanter major und Osteotomie–Konusspitze gemessen. In der Sagittalebene bestimmten wir die minimalen Abstände von Raspel bzw. Implantat zur Kortikalis. Abschließend analysierten wir die Positionsdifferenzen (FFR-FFI). Alle Messungen erfolgten in mediCAD® V7.0 (mediCAD Hectec GmbH, Altdorf, Deutschland).

Ergebnisse: Die femorale Version blieb nahezu konstant (präoperativ: 15,45° ± 15,07°; postoperativ: 16,00° ± 14,60°). Geringe, aber signifikante Abweichungen (One-Sample-T-Test, p < 0,05) wurden für Positionsdifferenzen zwischen FFR und FFI festgestellt: in der Koronarebene für den Abstand der lateralen Schulter zum Trochanter major und Osteotomie–Konusspitze sowie in der Sagittalebene für den Abstand zur Kortikalis. Hochsignifikante Unterschiede (Einfaktorielle Varianzanalyse, p < 0,01) zeigten sich zwischen Standard- (132°) und Varus-Schaftdesigns (122°) im Abstand Osteotomie–Konusspitze (-0,57 mm vs. -3,24 mm). Zudem korrelierten größere Raspeln mit engerer Ausrichtung zur Femurschaftachse (Lineare Regressionsanalyse, p < 0,01, r = -0,411), während kleinere leicht valgische Ausrichtungen verursachten. Zudem zeigten größere Raspeln signifikante Korrelationen mit größeren proximalen (0,410 mm, R² = 0,308) und distalen Abständen (0,152 mm, R² = 0,225) zur Kortikalis in der Sagittalebene (p < 0,01).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen hohe Präzision zwischen FFR und FFI bei konstant bleibender femoraler Version. Unterschiede im Abstand Osteotomie–Konusspitze zwischen Standard- und Varus-Schaftdesigns sowie die Korrelation größerer Raspeln mit engerer Ausrichtung zur Femurschaftachse unterstreichen den Einfluss von Design und Größe auf die Positionierung.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Abbildung 1: Intraoperative Messungen in Koronar- und Sagittalebene. (A) Raspel, (B) Implantat in Koronarebene; (C) Raspel, (D) Implantat in Sagittalebene. IA = Implantatachse; RA = Raspelachse; Kort. = Kortikalis; Prox. = Proximal; Dist. = Distal; Ost. = Osteotomie; KS = Konusspitze; LS = Laterale Schulter; GT = Trochanter major.