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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Wissenschaftliche Performance ist in Deutschland incentive-abhängig und nimmt hochsignifikant nach der Habilitation ab: Eine bibliometrische Analyse von 742 Web of Science-Profilen mit besonderem Fokus auf Orthopäd*innen und Unfallchirurg*innen

Sam Razaeian 1
Julia Hoffmann 1,2
Emmanouil Liodakis 1
Marcus Örgel 1,2
1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Deutschland
2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Habilitation ist eine Prozedur, mit der in Deutschland einer der höchsten akademischen Titel in der Medizin erteilt wird. Wir vermuten, dass dieser akademische Meilenstein einen Anreiz für die wissenschaftliche Performance darstellt, die nach Erreichen dieser Karrierestufe abfällt.

Ziel dieser Studie ist es, die wissenschaftliche Performance deutscher Humanmediziner vor und nach dem Erreichen dieses Meilensteins zu vergleichen mit besonderem Blick auf Orthopäd*innen und Unfallchirurg*innen (O&U).

Material und Methoden: Wissenschaftler*innen der Humanmedizin mit abgeschlossener Habilitation wurden aus öffentlichen Bekanntmachungen zwischen 01/2018 und 12/2018 recherchiert. Der Zeitraum zwischen 01/2016–12/2018 und zwischen 01/2020–12/2022 wurden als Prä- und Posthabilitationsphase definiert.

Die wissenschaftliche Performance wurde anhand von normalisierten Zitationsperzentilen (NCPs) aus Autorenprofilen von Web of Science ermittelt, die für diese Zwecke entwickelt wurde. Mittels Mann-Whitney-U-Test wurden Mittelwertunterschiede zwischen den beiden Phasen untersucht. Der Zusammenhang zwischen Geschlecht, Fachgebiet und Performanceveränderung wurde durch den Chi-Quadrat-Test und Fisher`s exact-Test analysiert.

Ergebnisse: NCP-Werte von 742 Wissenschaftler*innen zeigten einen statistisch hochsignifikanten Performanceabfall nach der Habilitation (p <0,001). Dies galt für Männer und Frauen (p=0,015, p=0,003) sowie für nicht-chirurgische Disziplinen (p=0,001), während chirurgische Disziplinen wie O&U (n=44) nur einen statistisch nichtsignifikanten Abfall aufwiesen. Interessanterweise zeigten stark unterrepräsentierte Frauen 4,5% (2) in dieser männerdominierten Disziplin im Gegensatz zu Männern sogar eine Performancesteigerung nach der Habilitation.

Der Großteil der WissenschaftlerInnen verzeichnete einen Performanceabfall (53,9% (400)). Dieser Leistungsabfall war über 50% in 33,5% (142) der Fälle in der Gesamtkohorte und in 45% (9) der Fälle in der O&U-Subgruppe Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Performanceveränderung, dem Geschlecht und dem Fachgebiet konnte nicht festgestellt werden, obgleich Frauen in chirurgischen Disziplinen seltener einen Performanceabfall aufwiesen, als in nicht-chirurgischen Disziplinen (51,9% vs. 55,6%).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die wissenschaftliche Performance scheint in Deutschland incentive-abhängig zu sein und nimmt nach Erreichen des Karrieremeilensteins „Habilitation“ statistisch hochsignifikant ab. In O&U ist dieser Abfall nicht signifikant und stark unterrepräsentierte Frauen weisen sogar einen Anstieg ihrer Performance auf.