Logo

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Einfluss des Haltungstyps und der skapulothorakalen Orientierung auf die Lokalisation des knöchernen Impingement nach inverser Schulterprothese

Sebastian Lappen 1,2
Paul Siegert 3
Patric Raiss 4
Patrick Denard 5
Brian Werner 6
Justin Griffin 7
Anup Shah 8
Sergii Poltaretskyi 9
Nick Metcalfe 9
Eva Herbst 10
Philipp Moroder 2
1Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim, Deutschland
2Schulthess Klinik, Zürich, Schweiz
3Orthopädisches Spital Speising, Wien, Österreich
4OCM, München, Deutschland
5Oregon Shoulder Institute, Medford, USA
6Abteilung für Orthopädische Chirurgie, University of Virginia, Virginia, USA
7Jordan-Young Institute, Virginia Beach, USA
8Banner Health, Phoenix, USA
9Arthrex Inc., Naples, USA
10ETH Zürich, Zürich, Schweiz

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Nach der Implantation einer inversen Schulterprothese (rTSA) kann es zu Bewegungseinschränkungen aufgrund eines frühen knöchernen Impingements kommen. Eine umfassende Analyse der möglichen Lokalisation von knöchernen Kontaktpunkten, basierend auf einem Modell, das die skapulothorakale Orientierung einbezieht, fehlt bislang. Die vorliegende Studie geht der Hypothese nach, dass die skapulothorakale Orientierung einen entscheidenden Einfluss auf die Lokalisation des knöchernen Impingements nach rTSA-Implantation hat.

Material und Methoden: Die CT-Scans von 48 konsekutiven Patienten, bei denen eine rTSA implantiert wurde, dienten der Erstellung patientenspezifischer 3D-Knochenmodelle. In jedem Fall implantierten sechs erfahrene Schulterchirurgen entsprechend ihrer klinischen Präferenzen virtuell eine rTSA (lateralisiert, 135°, Semi-Inlay-Design) mit einer experimentellen Planungssoftware. Der Bewegungsumfang (Range of Motion, ROM) wurde unter Simulation dreier Haltungstypen – A (aufrechte Haltung), B (intermediäre Haltung) und C (kyphotische Haltung) – ermittelt. Subgruppenanalysen untersuchten den Einfluss der skapulothorakalen Orientierung auf die Lokalisation des knöchernen Impingements und der simulierten ROM. Das Impingement wurden in glenoidales (G-IMP), korakoidales (C-IMP) und akromiales (A-IMP) Impingement unterteilt.

Ergebnisse: A-IMP trat in allen Haltungstypen häufig auf, wobei sich die Lokalisation bei Abduktion von der zentralen Akromionregion in den Typen A (53,9%) und B (52,4%) zum posterioren Akromion in Typ C (37,7%) verlagerte. In Flexion verschob sich die häufigste Lokalisation von der anterioren Akromionregion in Typ A (49,7%) zum zentralen Akromion in Typ C (50,3%). Frühzeitige Einschränkungen der ROM durch Impingement wurden bei Haltungstyp A insbesondere durch anteriores G-IMP oder C-IMP in Flexion (29° [IQR 29–29] bzw. 76° [IQR 57–83]), sowie bei Innenrotation in 0° Abduktion (anterior: 60° [IQR 42–78]; korakoidal: 60° [IQR 52–82]) und hoher Innenrotation (anterior: 72° [IQR 62–97]; korakoidal: 76° [IQR 76–76]) beobachtet. Bei Haltungstyp C wurde frühzeitiges G-IMP am posterioren Glenoid in Abduktion (65° [IQR 53–78]) sowie am inferioren Glenoid in der Extension (10° [IQR 0–16]) und bei Außenrotation in 0° Abduktion (12° [IQR 0–20]) sowie hoher Außenrotation (31° [IQR 18–42]) festgestellt.

Diskussion und Schlussfolgerung: Der Haltungstyp beeinflusst die Lokalisation von knöchernen Impingements und den simulierten ROM nach rTSA signifikant. Bei Abduktion und Flexion zeigt sich eine zunehmende posteriore Verlagerung des akromialen Impingements von Haltungstyp A zu Typ C. Darüber hinaus kann ein frühzeitiges Impingement am posterioren oder inferioren Glenoid insbesondere bei Haltungstyp C sowie am anterioren Glenoid und Korakoid bei Haltungstyp A die Beweglichkeit erheblich einschränken. Diese neuen Erkenntnisse könnten dienlich sein, um die Implantatkonfiguration von rTSA-Patienten auf die Körperhaltung spezifisch anzupassen.