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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Wie wirken sich milde Traumata unter entzündungshemmender Therapie auf die Biomechanik des vorderen Kreuzbandes aus? Eine tierexperimentelle Studie

Lucas Clarius 1,2
Carina Blaker 2
Cindy Shu 2
Babak Moradi 1
Christopher Little 2
1Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel, Kiel, Deutschland
2Raymond Purves Bone and Joint Research Laboratories, Kolling Institute, Faculty of Medicine and Health, University of Sydney and Northern Sydney Local Health District, Sydney, Australien

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Kniegelenksverletzungen, die die Stabilität des Gelenks beeinträchtigen, erhöhen das Risiko für eine posttraumatische Arthrose. Besonders Kreuzbandrupturen gelten als einer der wichtigsten destabilisierenden Faktoren – etwa 50% der PatientInnen entwickeln innerhalb von 15 Jahren eine Arthrose, ohne dass die genauen Mechanismen vollständig verstanden sind.

Experimentelle Studien im Mausmodell zeigen, dass selbst milde Kniegelenkstraumata die Stabilität des vorderen Kreuzbandes (VKB) verringern und mit strukturellem Umbauprozessen assoziiert sind. Diese Verletzungen werden oft unterschätzt und meist nur symptomatisch behandelt, häufig mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen. Während NSAR eine effektive Schmerzreduktion bewirken, wird ihr Einfluss auf das ligamentäre Remodelling kontrovers diskutiert.

Im Tiermodell untersuchten wir die biomechanische Belastbarkeit des VKB nach definiertem mildem Trauma (MT) und deren mögliche Modulation durch eine einwöchige Ibuprofenbehandlung. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse zur Bedeutung subklinischer Gelenkverletzungen und deren Therapie für die langfristige Gelenkstabilität und Arthroseprogression.

Material und Methoden: Die biomechanische Rupturlast des VKB wurde an 60 C57BL/6-Mäusen in zwei Interventionsgruppen zu drei Zeitpunkten (2, 8 und 14 Wochen post-mildem-Trauma) untersucht. Das MT wurde durch tibiale Kompression des rechten Hinterbeins (75% der alters- und gewichtsangepassten Rupturlast des VKB) in Knieflexion mittels einer biaxialen Belastungsmaschine induziert. Eine Gruppe erhielt zusätzlich eine einwöchige Ibuprofenbehandlung (200 mg/L im Trinkwasser, mit täglicher Messung der Trinkmenge). Verhaltensanalysen zur Allodynie und mechanischen Hyperalgesie wurden über den gesamten Beobachtungszeitraum durchgeführt. Die Rupturlast des isolierten VKB wurde abschließend mit einem Miniatur-Zugprüfgerät in 105° Knieflexion ermittelt.

Ergebnisse: In der Trinkmenge der Kohorten gab es keine Unterschiede (0,132 vs 0,133 ml/g Körpergewicht pro Tag (MT vs MT + Ibuprofen)). Es gab keine signifikanten Unterschiede in der mechanischen Hyperalgesie zwischen den Gruppen. Die Ibuprofengruppe zeigte eine signifikant bessere Rückzugreflex-Schwelle (Allodynie) nach 6 Wochen (beta=0,16; p=0,010) und 8 Wochen (beta=0,14; p=0,027). MT führten zu einer kontinuierlichen Abnahme der Kreuzbandstabilität, während sich diese unter Ibuprofen nach 14 Wochen stabilisierte und höher war als in der Vergleichsgruppe, allerdings ohne signifikanten Unterschied (p ≥ 0,071).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse im Tiermodell zeigen, dass eine Ibuprofentherapie nach MT keine negativen Auswirkungen auf die Stabilität des VKB hat und langfristig sowohl hinsichtlich der Stabilität als auch der Schmerzempfindlichkeit Vorteile bietet.

Abbildung 1 [Fig. 1]

Abbildung 1