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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Visualisierung von Mikroperfusionsstörungen nach Majoramputation der unteren Extremität mittels Hyperspektraler Bildgebung

Nora Kirsten 1
Lisa Lorbeer 1,2
Victor Hoursch 1
Charlotte Brinkmeyer 3
Marc Varel 3
Stephan Sehmisch 1
Jennifer Ernst 1
1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Deutschland
2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
3Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Göttingen, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Nach Majoramputationen treten in bis zu 50% der Fälle Komplikationen auf, welche im Zusammenhang mit einer gestörten Mikrozirkulation stehen (Ulzerationen, Druckstellen). Diese korrelieren mit einer Reduktion der Mobilität und alltäglichen Gehstrecke. Perfusionsstörungen haben damit einen erheblichen Einfluss auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Diese Ergebnisse beziehen sich zumeist auf Untersuchungen durch überwiegend diabetogene Störungen der Mikrozirkulation. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Unterschiede der Mikrozirkulation der der amputierten Extremität nach traumatischen und tumorbedingten Majoramputation in Ruhe und unter Belastung zu analysieren und dabei einen möglichen Einfluss des Drucks durch das Schaftsystem auf die Mikrozirkulation abzuleiten.

Material und Methoden: Das Studienvorhaben wurde positiv von der zuständigen Ethikkommission votiert (Nr. 26318). Eingeschlossen wurden zehn Probanden nach Majoramputation der unteren Extremität zur Analyse der oberflächlichen Gewebeperfusion der hyperspektrale Bildgebung (TIVITA®, Diaspective Vision GmbH, Germany). Erhobene Parameter waren Gewebeoxygenierung (StO2) und Nah-Infrarot-Perfusions-Index (NIRPI) an vier standardisierten Messpunkten der Amputationsstümpfe und spiegelbildlich an dem unversehrten Bein in Ruhe und nach Belastung.

Ergebnisse: In Ruhe ließ sich eine mittlere höhere Gewebeoyxgenierung (StO2, NIRPI) am Amputationsstumpf im Vergleich zu der gesunden Extremität nachweisen. Dieser Unterschied konnte nach Belastung nicht mehr beobachtet werden. Am Amputationsstumpf zeigte sich nach körperlicher Aktivität jedoch eine Reduktion der Gewebeoxygenierung insbesondere an den distalen Messpunkten.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die hyperspektrale Bildgebung visualisierte Unterschiede der Mikrozirkulation des gesunden Beins und des Amputationsstumpfes. Die Unterschiede in den Sauerstoffparametern (StO2, NIRPI) des Amputationsstumpf nach Belastung können auf einen höheren Sauerstoffverbrauch und/ oder auf eine Kompression der Kapillare durch den Prothesenschaft zurückzuführen sein. Diese relevante Perfusionsstörungen am Amputationsstumpf unter Belastung könnten an den betroffenen Lokalisationen mit einem potenziell höheren Risiko für Gewebeteilnekrosen (Hautulzerationen) und Schaftdiskomfort durch eine lokale Ischämie assoziiert sein.