German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Posteriore Sternoklavikulargelenk-Luxation mit begleitender Gefäßkompression bei einem 13-jährigen Patienten – ein Fallbericht
2Experimentelle Unfallchirurgie, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Luxationen des Sternoklavikulargelenks (SC-Gelenk) sind sehr selten. Sie machen weniger als 1% aller Gelenkluxationen aus [1]. Dabei wird zwischen anterioren und posterioren Luxationen unterschieden, Letztere gelten als besonders selten. Trotz ihrer Rarität, stellen SC-Gelenkluxationen eine ernsthafte muskuloskelettale Verletzung dar, die mit potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen kann. Insbesondere die posteriore Luxation birgt aufgrund der anatomischen Nähe zentraler Gefäße ein hohes Risiko schwerwiegender Gefäßverletzungen. Der folgende Case Report berichtet über eine posteriore SC-Gelenkluxation mit Verlagerung mediastinaler Gefäße infolge einer Sportverletzung.
Material und Methoden: Ein 13-jähriger, bisher gesunder Junge klagte über Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit der linken Schulter, nachdem er beim Fußballtraining mit einem Mitspieler zusammenstieß. Die erste klinische und radiologische Untersuchung in einer nahegelegenen Klinik ergab den Verdacht auf eine mediale Klavikulafraktur. Nach ausbleibender Beschwerdebesserung stellte sich der Patient am Folgetag erneut in der Klinik vor. Die daraufhin durchgeführte MRT-Untersuchung bestätigte zunächst den Verdacht einer medialen Klavikulafraktur mit begleitender mediastinaler Einblutung. Zur weiteren Abklärung wurde der Patient in eine spezialisierte Klinik der Maximalversorgung verlegt. Es folgte eine kontrastmittelgestützte Computertomographie, welche eine posteriore Luxation des SC-Gelenks ohne knöcherne Beteiligung zeigte. Zwar konnte eine mediastinale Blutung ausgeschlossen werden, jedoch wurde eine Kompression der linken V. subclavia sowie der V. brachiocephalica festgestellt. Zur Wiederherstellung der anatomischen Gelenkverhältnisse wurde eine interdisziplinär geplante, offene Reposition mit stabilisierender Fixation durchgeführt. Die Operation verlief komplikationslos mit gefäßchirurgischer Bereitschaft. Die Stabilisierung des Gelenks erfolgte mittels transossärer Fadennaht. Postoperativ wurde der Arm zunächst für zwei Wochen im Dessault-Verband ruhiggestellt, gefolgt von einer sechswöchigen Einschränkung der Schulterbeweglichkeit ohne Abduktion oder Anteversion.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Luxationen des Sternoklavikulargelenks sind seltene Verletzungen des muskuloskelettalen Systems. Aufgrund der potenziellen Lebensgefahr, insbesondere bei posterioren Luxationen, ist eine frühzeitige und präzise Diagnostik unerlässlich. Bei unklaren Befunden oder fehlendem Frakturnachweis im Röntgenbild sollte frühzeitig eine weiterführende Schnittbildgebung erfolgen. Wird eine Luxation bestätigt, ist eine umgehende Überweisung an ein spezialisiertes Zentrum essenziell, um eine bestmögliche Therapieplanung und Behandlung sicherzustellen.



