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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Humerale Lockerung bei periprothetischer Schulterinfektion: Prävalenzanalyse und Relevanz der Bildgebung

Philip Linke 1,2
Anabel Schmid 2
Carolin Linke 2
Jörg Neumann 1
Andreas Wolfgang Werner 1,2
1Helios ENDO-Klinik, Hamburg, Deutschland
2MVZ Argon Orthopädie, Hamburg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: In den ICM-Kriterien für periprothetische Infektionen (PPI) der Schulter spielt die humerale Lockerung eine zentrale Rolle. Allerdings wurde die Prävalenz einer humeralen Lockerung bei Patienten mit nachgewiesener Infektion bislang nicht systematisch untersucht.

Ziel dieser Studie ist es, die Prävalenz humeraler Lockerungen in einem septischen Patientenkollektiv und die Korrelation radiologischer sowie intraoperativer Befunde zu bestimmen.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Datenanalyse wurden alle Patienten im Zeitraum von 2009–2021 eingeschlossen, bei denen gemäß den ICM-Kriterien 2018 eine PPI der Schulter diagnostiziert und die anschließend in unserer Klinik operativ behandelt wurden. Insgesamt wurden 90 Patienten (mittleres Alter: 69 Jahre; 51% weiblich) in die Analyse einbezogen.

Die präoperative Röntgendiagnostik wurde auf humerale Lockerungssäume nach den Denard beschriebenen Zonen (schaftgeführt/schaftfrei) ausgewertet. Parallel dazu wurden die Operationsberichte auf Hinweise einer Lockerung untersucht. Eine Lockerung wurde intraoperativ definiert als entweder (1) eine makroskopisch sichtbare Bewegung des Schaftes oder (2) das einfache Entfernen der humeralen Komponente ohne den Einsatz speziellen Instrumentariums. Eine feste Verankerung wurde angenommen, wenn zur Entfernung der humeralen Komponente spezielles Instrumentarium (z.B. Meißel oder Ausschlaginstrumente) erforderlich war.

Die statistische Auswertung wurde deskriptiv durchgeführt. Zusätzlich wurde die Korrelation zwischen den radiologischen und intraoperativen Befunden unter Anwendung des Chi-Quadrat-Tests sowie des Phi-Koeffizienten analysiert. Die Prävalenz der intraoperativ diagnostizierten Lockerungen wurde berechnet, indem die Anzahl der festgestellten Fälle durch die Gesamtzahl der untersuchten Patienten dividiert und anschließend mit 100 multipliziert wurde.

Ergebnisse: Von den analysierten Patienten waren 13,3 schaftfreie und 86,7% schaft-basierte Implantae, von denen schaft-basierten Fällen waren in 68,9% Fälle eine zementierte humerale Komponente implantiert worden. Radiologisch zeigten 55,29% der Patienten mindestens zwei Lockerungssäume, wobei in 27 Fällen vier oder mehr Lockerungssäume dokumentiert wurden.

Intraoperativ wurde in 28 Fällen eine humerale Lockerung festgestellt. Daraus ergibt sich eine Prävalenz für eine humerale Lockerung von 31% in dem septischen Patientenkollektiv. Die Analyse ergab eine statistisch signifikante Korrelation zwischen den radiologisch und intraoperativ diagnostizierten Lockerungen (Phi-Koeffizient: 0,392; Chi-Quadrat-Test: p = 0,042).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass humerale Lockerungen in einem septischen Patientenkollektiv mit einer Prävalenz von 31% bei intraoperativen Befunden auftreten. Die statistisch signifikante Korrelation zwischen radiologischen und intraoperativen Diagnosen unterstreicht die Relevanz präoperativer Bildgebung für die Diagnostik. Dennoch bleibt eine Diskrepanz zwischen beiden Methoden bestehen, was die Bedeutung einer sorgfältigen intraoperativen Beurteilung betont. Diese Erkenntnisse tragen zur Optimierung diagnostischer Algorithmen bei und können helfen, die Entscheidungsfindung in der chirurgischen Behandlung periprothetischer Infektionen zu verbessern.