German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Variabilität von Platelet-Rich Plasma: Analyse des Body-Mass-Index als möglichen Einflussfaktor
2Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Deutschland
3Orthopädisches Forschungszentrum, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel, Deutschland
4Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland
5Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Kiel, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Platelet-rich plasma (PRP) wird zunehmend in der Orthopädie eingesetzt, wobei sein regeneratives Potenzial auf die von Thrombozyten freigesetzten Zytokine und Wachstumsfaktoren zurückgeführt wird. Eine Herausforderung bleibt jedoch die Heterogenität von PRP. Um die klinische Evidenz zu stärken und eine Standardisierung für die klinische Anwendung zu ermöglichen, müssen Einflussfaktoren auf die Zusammensetzung von PRP – die potenziell den Therapieeffekt beeinflussen – identifiziert werden. Diese Studie untersucht den Einfluss des Body-Mass-Index (BMI) auf die zelluläre Zusammensetzung und wesentliche Proteine im PRP.
Material und Methoden: Insgesamt wurden in diese prospektive experimentelle Studie 73 Probanden (Tabelle 1 [Tab. 1]), 37 mit Normalgewicht (Body-Mass-Index in kg/m2 (BMI): 18,5–24,9), 20 mit Übergewicht (BMI: 25,0–29,9) und 16 mit Adipositas Grad I (BMI: 30,0–34,9) eingeschlossen. Zur PRP-Gewinnung erfolgte die Blutabnahme mittels Doppelspritzensystems und die Zentrifugation mit 1.500 U/min für 5 Minuten. Die Aktivierung der Thrombozyten erfolgte mit 2 Einfrier-Auftau Zyklen unter Zugabe von Heparin. Neben der Analyse der Blutzellbestandteile im Vollblut und PRP wurden mittels ELISA (enzyme-linked immunosorbent assays) die Konzentrationen von Interleukin-6 (IL-6), Insulin-like Growth Factor-1 (IGF-1), Hepatocyte Growth Factor (HGF) und Platelet-Derived Growth Factor-BB (PDGF-BB) im PRP bestimmt. Zur Analyse der Variabilität der Blutbestandteile und Proteinkonzentrationen wurden nichtparametrische Kruskal-Wallis-ANOVAs mit Bonferroni Korrektur angewendet.
Tabelle 1: Charakteristika der Studienpopulation
Ergebnisse: Leukozyten und Erythrozyten im PRP waren depletiert. Die statistische Analyse ergab keinen Einfluss des BMI auf die Konzentration von Thrombozyten (509,29±122,651), der Thrombozyten PRP/Vollblut Ratio (2,09±0,35) oder auf die Konzentrationen von HGF, PDGF-BB und IGF-1 im PRP. IL-6 zeigte jedoch eine signifikant negative Korrelation mit dem BMI(r =-0.372, p<0.001). Die IL-6-Konzentration war bei normalgewichtigen Probanden signifikant höher als bei übergewichtigen (p=0.002), siehe Abbildung 1 [Abb. 1].
Abbildung 1: Proteinkonzentrationen im PRP in Abhängigkeit vom BMI
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen einen signifikanten Einfluss des BMI auf die Konzentration des immunmodulatorischen Zytokins IL-6 im PRP, was den BMI zu einem potenziellen Einflussfaktur auf das therapeutische Potential von PRP macht. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Relevanz patientenspezifischer Faktoren für die Zusammensetzung/Variabilität von PRP. In Folgestudien gilt es, diese Faktoren weiter zu analysieren und deren Einfluss auf den Therapieeffekt von PRP zu untersuchen.



