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98. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte


08.11.2025
Darmstadt


Meeting Abstract

Krankheitsverlauf und therapeutische Ansätze bei postoperativer Endophthalmitis: Erkenntnisse aus der POET retina.net-Studie

Paul Plettenberg 1
L.-O. Hattenbach 1
A. Lommatzsch 1
R. Liegl 1
A. Pielen 1
T. Kohnen 1
M. Spitzer 1
N. Eter 1
S. Bemme 1
T. Neß 1
C. Michalik 1
A. Stahl 1
POET retina.net study group 1
1Ludwigshafen
2Ludwigshafen

Text

Bislang fehlen umfassende Daten zu den klinischen Merkmalen der postoperativen Endophthalmitis in Abhängigkeit vom vorausgegangenen intraokularen Eingriff. Die Registerstudie „Postoperative Endophthalmitis Therapy“ (P.O.E.T.) untersucht den klinischen Verlauf und die Behandlungsergebnisse von Endophthalmitiden nach unterschiedlichen intraokularen Operationen.

Ziel ist es, Faktoren zu identifizieren, die zur Verbesserung der Patientensicherheit und Therapieeffektivität beitragen können. Diese retrospektive multizentrische Registerstudie wurde an zehn Studienzentren in Deutschland durchgeführt. Die Erfassung der klinischen Daten erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Klinische Studien (ZKS) Köln. Geschulte Mitarbeitende der Studienzentren trugen die Daten in eine validierte Online-Datenbank ein. Ein statistischer Analyseplan definierte die Methodik zur Beantwortung der primären und sekundären Fragestellungen. Zu den primären Endpunkten gehörten die Art des chirurgischen Eingriffs, der Einsatz systemischer Antibiotika, das mikrobielle Erregerspektrum sowie der Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Behandlung und dem Visusergebnis bei Entlassung. Insgesamt wurden 220 Patientinnen und Patienten in die Analyse eingeschlossen (Durchschnittsalter 77,53±11,33 Jahre; 58,4% Frauen, 41,6% Männer). Bei 88,1% trat die Endophthalmitis nach Phakoemulsifikation (42,5%) oder intravitrealer Injektion (IVI) (45,6%) auf. In 8,4% der Fälle ging eine Pars-plana-Vitrektomie voraus, in 0,9% eine Glaukomoperation und in 2,6% andere Eingriffe. Eine primäre Vitrektomie wurde in 75,2% der Fälle durchgeführt, wobei sie nach IVI (79,4%) häufiger zum Einsatz kam als nach Phakoemulsifikation. In 5,1% der Fälle wurden ausschließlich intravitreale Antibiotika verabreicht, in 19,7% wurde beides kombiniert. Als Tamponade wurde am häufigsten Silikonöl eingesetzt, insbesondere nach Phakoemulsifikation. Zusätzlich erhielten 95% der Patientinnen und Patienten systemische Antibiotika, meist Vancomycin und Ceftazidim. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem kürzeren Behandlungsbeginn und besseren Visusergebnissen konnte für die Gesamtkohorte (p=0,012) sowie die Phakoemulsifikationsgruppe (p=0,002) gezeigt werden, nicht jedoch für die IVI-Gruppe (p=0,388). Auffällig war, dass die Symptome nach IVI im Durchschnitt 3,6 Tage früher auftraten als nach Phakoemulsifikation, die Behandlung jedoch im Schnitt 0,3 Tage (ca. 8 Stunden) später begann. Bei 87,2% der Patientinnen und Patienten lagen bei Aufnahme klinische Symptome vor, am häufigsten Visusverschlechterung (79,2%), Augenschmerzen (61,4%) und konjunktivale Injektion (30,9%). In 67,1% der Fälle konnte ein Erregernachweis geführt werden. Am häufigsten wurden koagulase-negative Staphylokokken (30,4%) isoliert, gefolgt von Staphylococcus aureus (12,8%), Streptokokken (1,4%), Pilzen (0,7%) und gramnegativen Bakterien (0,7%).Die primäre Vitrektomie mit Silikonöltamponade in Kombination mit systemischer Antibiotikagabe stellt weiterhin die häufigste Therapieform bei postoperativer Endophthalmitis dar. Das fehlende Zusammenspiel zwischen Behandlungsbeginn und Visusergebnis bei IVI-assoziierten Fällen weist auf eine raschere Krankheitsprogression und mögliche Verzögerungen bei der effektiven Therapie hin. Eine frühzeitige intravitreale Antibiotikagabe könnte daher bei IVI-bedingter Endophthalmitis entscheidend sein. Es bedarf neuer Strategien zur frühzeitigen Erkennung der Erkrankung – insbesondere nach intravitrealen Injektionen.