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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Der unsichtbare Feind: Auf Spurensuche bei rezidivierenden Schlaganfällen

Tingting Xiong 1
1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, III. Medizinische Klinik, Sektion Rheumatologie und klinische Immunologie, Hamburg

Text

Vorgeschichte: Eine 53-jährige Patientin stellt sich mit seit 2018 bestehenden rezidivierenden Hirninfarkten und Epilepsie vor. Seit 2014 klagte sie über anhaltende Übelkeit mit wiederkehrendem Erbrechen sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit. Weitere Symptome umfassen eine starke Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Arthralgien, Myalgien, livide Hautverfärbungen an den Oberschenkeln sowie neurologische Koordinationsschwierigkeiten.

Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Bei Erstmanifestation trat eine Episode mit verschwommenem Sehen, therapierefraktären Cephalgien, linksseitiger Hemihypästhesie sowie transienter Paresen mit Gangstörung auf. Begleitet wurden die neurologischen Symptome von starker Übelkeit und Erbrechen, Arthralgien, Myalgien und lividen Hautveränderungen. Die Episoden traten über die folgenden 6 Jahre alle paar Wochen rezidivierend auf.

Diagnostik: Laborchemisch zeigte sich bis auf ein mäßig erhöhter CrP-Wert (30 mg/dl) keine relevanten Auffälligkeiten. Eine umfangreiche Autoimmundiagnostik sowie liquordiagnostische Untersuchung erwies sich als unauffällig. Eine zerebrale Bildgebung mittels cMRT zeigte hintere Grenzzoneninfarkte beidseits sowie multiple Kaliberirregularitäten der basalen Hirnarterien. Eine Hirnbiopsie zeigte unspezifische reaktive Veränderungen. Eine genetische Analyse ergab schließlich eine pathogene Mutation im ADA2-Gen, die die Diagnose einer ADA2-Defizienz (DADA2) bestätigte.

Therapie: Unter einer immunsuppressiven Therapie mit Prednisolon zeigte sich eine vorübergehende Besserung der neurologischen Symptomatik. Aufgrund der rezidivierenden klinischen Symptomatik mit anhaltender serologischer Inflammation und progredienten zerebralen Ischämien initiierten wir bei Nachweis einer ADA2-Mutation eine Therapie mit Infliximab.

Weiterer Verlauf: Unter der Therapie mit Infliximab zeigte sich die Patientin deutlich beschwerdegebessert ohne erneute neurologische Komplikationen. Die ADA2-Defizienz (DADA2) stellt eine seltene, jedoch schwerwiegende Ursache für zerebrovaskuläre Ereignisse dar [1]. Eine frühzeitige genetische Diagnostik ist entscheidend, um die adäquate Therapie zu etablieren und langfristige Komplikationen zu minimieren.


Literatur

[1] Lee PY, Davidson BA, Abraham RS, Alter B, Arostegui JI, Bell K, Belot A, Bergerson JRE, Bernard TJ, Brogan PA, Berkun Y, Deuitch NT, Dimitrova D, Georgin-Lavialle SA, Gattorno M, Grimbacher B, Hashem H, Hershfield MS, Ichord RN, Izawa K, Kanakry JA, Khubchandani RP, Klouwer FCC, Luton EA, Man AW, Meyts I, Van Montfrans JM, Ozen S, Saarela J, Santo GC, Sharma A, Soldatos A, Sparks R, Torgerson TR, Uriarte IL, Youngstein TAB, Zhou Q, Aksentijevich I, Kastner DL, Chambers EP, Ombrello AK; DADA2 Foundation. Evaluation and Management of Deficiency of Adenosine Deaminase 2: An International Consensus Statement. JAMA Netw Open. 2023 May 1;6(5):e2315894. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.15894