Deutscher Rheumatologiekongress 2025
Deutscher Rheumatologiekongress 2025
Post-COVID-Syndrom mit Multiorganbeteiligung
2Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
3Zentrum für Seltene Erkrankungen, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
Text
Vorgeschichte: Eine 58-jährige Patientin stellte sich in der Post-COVID-Ambulanz vor mit einer andauernden Fatigue als führendes Symptom nach einer milden, PCR-bestätigten COVID-Infektion vor 30 Monaten. Die Kanadischen Kriterien für eine chronische Fatigue Symptomatik waren erfüllt [1].
In der pneumologischen Vorstellung 9 Monate nach der COVID-Erkrankung wurde eine bronchiale Hyperreagibilität diagnostiziert, eine Röntgen-Thorax-Bildgebung drei Monate nach der COVID Erkrankung war unauffällig. Eine cMRT Bildgebung zeigte bis auf einzelne unspezifische Marklagerläsionen links parietal ebenfalls einen unauffälligen Befund.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: Die führenden Symptome waren neben der Fatigue-Symptomatik Schmerzen (Myalgien, Arthralgien und Kopfschmerzen), kognitive Einschränkungen und eine deutlich reduzierte körperliche Belastbarkeit mit Dyspnoe nach einer leichten Belastung.
Diagnostik: In der serologischen Diagnostik fielen eine leicht eingeschränkte Nierenfunktion entsprechend einem CKD-Stadium G2A1 auf. Auffällig war eine CK-MB- und NT-proBNP-Erhöhung sowie ein positiver Anti-MDA5-Antikörper. Zudem war der sIL-2-Rezeptor mit 1.105 kU/l (Norm < 710 kU/l) erhöht. Das S-1,25Dihyd. Vitamin D und der S-Calcium-Wert waren normwertig.
Mit der Verdachtsdiagnose einer MDA5-assoziierten Dermatomyositis erfolgte eine stationäre Aufnahme zur weiteren Evaluation.
Die MRT-Untersuchung der Oberarmmuskulatur wies keine myositistypischen T2-Signalanhebungen auf. Bei unklarer Nierenfunktionsverschlechterung wurde eine nephrologische Sonographie durchgeführt, wo nebenbefundlich suspekte Milzläsionen gesehen und eine Indikation für ein Staging-CT gestellt wurde. Die Nieren waren morphologisch unauffällig.
In der Computertomographie des Thorax und Abdomen zeigten sich bipulmonal disseminierte, teils konfluierende Mikronoduli mit peribronchovaskulär lymphogenem Verteilungsmuster, sowie eine mediastinale Lymphadenopathie. Zudem bestanden ein akzentuierter Lymphknotenbesatz im Leberhilus und noduläre Hypodensitäten der Leber und Milz. Zusammenfasend wurde ein dringender Verdacht auf eine Sarkoidose gestellt. Die Diagnosesicherung erfolgte mittels einer Bronchoskopie mit transbronchialer Biopsie, wo eine nicht-nekrotisierende granulomatöse Entzündung ohne Erregernachweis, passend zu einer Sarkoidose, nachgewiesen wurde. Eine renale Beteiligung wurde nierenbioptisch ausgeschlossen. Echokardiografisch zeigte sich kein Hinweis auf eine kardiale Beteiligung der Sarkoidose.
Therapie: Es erfolgte die Einleitung einer Therapie mit Prednisolon und Azathioprin.
Weiterer Verlauf: Arthralgien, Myalgien und Dyspnoe waren 8 Wochen nach Einleitung der Therapie nicht mehr vorhanden. Die chronische Fatigue-Symptomatik und die neurokognitiven Symptome waren gebessert. Chronische Fatigue ist ein häufiges Symptom bei Sarkoidose [2], daher sollte immer eine entsprechende Differentialdiagnostik erfolgen und bei unklarer persistierender Leistungsminderung im Verlauf wiederholt werden.
Literatur
[1] Carruthers BM, Kumar Jain A, De Meirleir KL, et al. Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom: Clinical Working Case Definition, Diagnostic and Treatment Protocols. Journal of Chronic Fatigue Syndrom. 2003;11(1):7-97.[2] Bloem AEM, Mostard RLM, Stoot N, Vercoulen JH, Peters JB, Janssen DJA, Custers JWH, Spruit MA. Severe Fatigue is Highly Prevalent in Patients with IPF or Sarcoidosis. J Clin Med. 2020 Apr 20;9(4):1178. DOI: 10.3390/jcm9041178
[3] Smith DJF, Meghji J, Moonim M, Ross C, Viola P, Wickremasinghe M, Gleeson LE. Sarcoidosis following COVID infection: A case series. Respirol Case Rep. 2023 Oct 13;11(11):e01231. DOI: 10.1002/rcr2.1231