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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Gesundheitsökonomische Evaluation der „Deliver-Care“-Studie – Delegation bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen

Luisa Licker 1,2
Tim Schikowski 3
Juliane Schiller 3
Franziska Püschner 3
Volker Amelung 3
Torsten Witte 4
Kirsten Hoeper 4
Jan Zeidler 1
1Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Leibniz Universität Hannover, Hannover
2Hochschule Harz, Wernigerode
3Privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH (inav), Berlin
4Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rheumatologie & Immunologie, Hannover

Text

Einleitung: Chronisch-entzündliche Erkrankungen erfordern ein umfassendes Versorgungskonzept, das über die reine Pharmakotherapie hinausgeht und psychosoziale Aspekte, Krankheitsbewältigung sowie den erhöhten Informationsbedarf der Patienten berücksichtigt. Die Integration rheumatologischer Fachassistenz (RFA) in die Versorgung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen stellt angesichts des Mangels an Fachärzten sowie des erhöhten Betreuungs- und Zeitaufwands für komplexe Therapien eine Maßnahme dar, um eine frühzeitige, patientenzentrierte und leitliniengerechte Versorgung durchführen zu können. Das Projekt Deliver-Care evaluiert unter anderem den gesundheitsökonomischen Nutzen und die Kosten der Integration nicht-ärztlichen Personals in den Fachbereichen Rheumatologie, Gastroenterologie und Dermatologie unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen als auch der Kostenträgerperspektive.

Methoden: Die Studie wurde als randomisierte, kontrollierte, multizentrische, prospektive Interventionsstudie mit Nichtunterlegenheitsdesign konzipiert. Der Vergleich erfolgte zwischen teambasierter Versorgung (Facharzt plus RFA) und konventioneller Versorgung. Die gesundheitsökonomische Evaluation basierte auf Kosten-Nutzwert-Analysen, wobei die Gesamtkosten (Leistungsinanspruchnahme plus Interventionskosten) in Relation zur generierten Lebensqualität zwischen Interventionsgruppe (IG) und Kontrollgruppe (KG) analysiert wurden. Die Nutzwertbestimmung erfolgte mittels qualitätsadjustierter Lebensjahre (QALYs), kalkuliert aus dem EQ-5D-3L-Indexwert über den Studienzeitraum. Die gesellschaftliche Kostenperspektive wurde mittels FIMA-Fragebogen erhoben, während die GKV-Perspektive durch Routinedaten der AOK Niedersachsen abgebildet wurde.

Ergebnisse: Die Studienpopulation bestand aus 602 Probanden, von denen für 485 Teilnehmende vollständige Primärdaten zur gesundheitsökonomischen Analyse vorlagen (IG = 245, KG = 240). Der Median der jährlichen Gesamtkosten war in der IG mit 3.762,16 € niedriger als in der KG, welcher bei 4.805,14 € lag. Diese Kostendifferenz erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. Die Kosten-Nutzwert-Analyse ergab einen inkrementellen Kosteneffektivitäts-Quotienten (ICER) von -94.639,32 €/QALY, was die Kosteneffektivität der Intervention gegenüber der Standardversorgung belegt. Die Analyse der Kassendaten bestätigte diese Ergebnisse.

Schlussfolgerung: Die gesundheitsökonomische Evaluation ermöglichte eine multiperspektivische Kostenanalyse aus gesellschaftlicher Perspektive und Kostenträgersicht. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass die neue Versorgungsform in Form der Teambetreuung nach dem Deliver-Care-Design in Bezug auf den primären Endpunkt nicht unterlegen und darüber hinaus kosteneffektiv gegenüber der Regelversorgung ist. Diese Erkenntnisse unterstützen die Implementation teambasierter Versorgungskonzepte unter Einbindung von RFAs in der Betreuung chronisch-entzündlicher Erkrankungen.


Literatur

[1] Hoeper JR, Zeidler J, Meyer SE, Gauler G, Steffens-Korbanka P, Welcker M, Wendler J, Schuch F, von Hinüber U, Schwarting A, Witte T, Meyer-Olson D, Hoeper K. Effect of nurse-led care on outcomes in patients with ACPA/RF-positive rheumatoid arthritis with active disease undergoing treat-to-target: a multicentre randomised controlled trial. RMD Open. 2021 Apr;7(1):e001627. DOI: 10.1136/rmdopen-2021-001627
[2] Hoeper JR, Schuch F, Steffens-Korbanka P, Gauler G, Welcker M, Wendler J, von Hinüber U, Meyer SE, Schwarting A, Zeidler J, Witte T, Meyer-Olson D, Hoeper K. Delegation ärztlicher Leistungen an rheumatologische Fachassistenten : Effekte auf Depression und Angst bei Patienten mit rheumatoider Arthritis [Delegation of medical duties to qualified rheumatology assistants : Effect on depression and anxiety in patients with rheumatoid arthritis]. Z Rheumatol. 2024 Jun;83(5):407-15. German. DOI: 10.1007/s00393-023-01403-9
[3] Krause D, Mai A, Denz R Johow J, Reese JP, Westerhoff B, et al. Strukturierte Delegation ärztlicher Leistungen bei Patienten mit entzündlichem Rheuma. Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie (StärkeR-Projekt). Dtsch Arztebl Int. 2022;119:157-64. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0109