65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Einmal UHP, immer UHP? Langzeitergebnisse der Herbert-Ulna-Kopfprothese nach 20+ Jahren
2RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt, Klinik für Handchirurgie, Bad Neustadt a. d. Saale, Deutschland
Text
Fragestellung: Implantate für das distale Radioulnargelenk (DRUG) stellen bei komplexen posttraumatischen oder fortgeschritten degenerativen Veränderungen häufig die letzte funktionserhaltende Option dar. Die Herbert-Ulna-Kopfprothese (UHP) gilt als spezialisiertes Implantat für diese Indikation, jedoch fehlen bislang belastbare Langzeitdaten. Ziel dieser Studie war es, funktionelle Ergebnisse, Prothesenüberleben und Patientenzufriedenheit erstmals über zwei Jahrzehnte nach Implantation systematisch zu erfassen.
Methodik: Eingeschlossen wurden Patient:innen, bei denen zwischen Februar 1996 und Oktober 2004 eine UHP implantiert wurde. Die Datenerhebung erfolgte prospektiv im Rahmen einer strukturierten Nachuntersuchung. Erhoben wurden Bewegungsumfang, Griffkraft (Jamar), Schmerzen (NRS), Funktionsscores (DASH, PRWE, MMWS) sowie die radiologische Integrität der Prothese. Die statistische Auswertung erfolgte mittels gepaartem t-Test mit Holm-Bonferroni-Korrektur.
Ergebnisse: Von 29 implantierten Prothesen konnten 16 nach durchschnittlich 24,7±3,1Jahren nachuntersucht werden; fünf Patient:innen waren zum Follow-up verstorben (Follow-up-Rate: 67%). Das mittlere Alter lag bei 43,0±11,7Jahren zum Operationszeitpunkt und 65,4±10,3Jahren zum Follow-up. Die dokumentierte Überlebensrate der Prothese lag bei 96,6%. Revisionen waren bei 17,2% der Fälle erforderlich, überwiegend infolge von Luxation. Der Bewegungsumfang blieb über die Jahrzehnte stabil erhalten (Pronation74,8°±9,7; Supination62,5°±26,8; Ulnardeviation31,3°±16,0; Radialdeviation 14,1°±8,2). Die relative Griffkraft nahm signifikant von 42,5%±27,7 auf 77,6%±27,8 der Gegenseite zu (p=,001). Die Schmerzangaben reduzierten sich sowohl in Ruhe (7,8±2,3 auf 3,4±2,6, p<,001) als auch unter Belastung signifikant (8,7±1,4 auf 5,5±3,1, p=,007). Der DASH-Score senkte sich signifikant (67,0 ± 19,2 auf 30,0 ± 31,0; p=,023). PRWE (34,6±20,7) und MMWS(58,4±9,8) bestätigten ein solides funktionelles Langzeitergebnis. Radiologisch fand sich keinerlei Anzeichen einer Lockerung. Alle Befragten (100%) würden sich retrospektiv erneut für die UHP entscheiden.
Schlussfolgerung: Auch nach mehr als zwei Jahrzehnten überzeugt die UHP durch anhaltend gute Funktion, geringe Revisionsrate und hohe Patientenzufriedenheit. Die Daten belegen ihren langfristigen Nutzen bei schmerzhafter DRUG-Instabilität mit radioulnärem Impingement nach partieller oder vollständiger Ulnakopfresektion.