65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Mittel-, bis langfristiges Outcome perilunärer Luxationsverletzungen
Text
Bei perilunären Luxationsverletzungen (pLx) handelt es sich um eine heterogene Gruppe schwerwiegender Luxationen und -frakturen im Handwurzelbereich, die meist auf Hochrasanzverletzungen, (Verkehrsunfälle, Stürze aus großen Höhen) zurückzuführen sind. Gemeinsamkeit dieser Verletzungen sind vor allem die kombinierte radio-, und mediokarpale Instabilität. Möglichkeiten zur Einteilung bestehen u.a. nach Johnson (Greater und Lesser Arc), Mayfield (I-IV), oder nach Sonderformen (z.B. De Quervain, Fenton).
Fragestellung: Ziel der Studie ist es, pLx in größerer Zahl anhand des subjektiven (Patientenzufriedenheit), objektiven (Kraftmessungen, ROM, Scores) und radiologischen Outcomes vergleichend zu beurteilen und Faktoren zu ermitteln, die den Verlauf beeinflussen, besonders: Polytrauma, ipsilaterale Verletzung, offene Verletzungen, sowie osteoligamentäre vs. rein ligamentäre Verletzung (Greater Arc vs. Lesser Arc).
Methodik: In einer konsekutiven Nachuntersuchung wurden bisher 69 der 90 Patienten (FU 77%), mit einer Luxationsverletzung ab Stadium Mayfield III (oder Äquivalent), die monozentrisch an einem überregionalen Traumazentrum mit spezieller Handchirurgie, in den Jahren 2008–22 operativ versorgt wurden nachuntersucht und mithilfe von Scores (DASH, Mayo Wrist und Gartland/Werley), Kraftmessungen und klinischer Untersuchung deren Outcome ermittelt.
Ergebnisse: 56 Patienten erlitten eine Greater Arc-, 13 eine Lesser Arc-Verletzung. Der durchschnittliche Zeitraum von Unfall bis Nachuntersuchung betrug 8 (±4) Jahre. Bei allen Patienten erfolgte die Diagnosestellung umgehend (Zeit bis OP duchschnittlich 3 Tage). Radiologisch zeigten sich kombiniert 21 unterschiedliche Verletzungsmuster.
63 Patienten wurden mit einer anatomischen Rekonstruktion des Karpus (ggf. Bandnähte transossär, Knochenanker, ggf. Schraubenosteosynthese) versorgt. Bei 6 Patienten erfolgte initial, oder im Verlauf eine Rettungsoperation mit entsprechend schlechteren Ergebnissen. Die durchschnittlichen Ergebnisse der Scores waren: DASH: 20, Modified Mayo Wrist: 81, Gartland/Werley: 7. Der durchschnittliche Bewegungsumfang des verletzten Handgelenks betrug für Extension/Flexion 126 (±41)°, für Pronation/Supination 168 (±22)° und für Radialduktion/Ulnaduktion 51 (±16)°. Die durchschnittliche Kraft im Vergleich zur Gegenseite betrug 79 (+20)%.
Schlussfolgerung: Für die operative Versorgung von pLx erzielt die anatomische Rekonstruktion in den meisten Fällen gute bis sehr gute Ergebnisse. Offene Luxationen beeinflussen das Ergebnis negativ. Die Unterscheidung zwischen osteoligamentärer und rein ligamentärer Verletzung, und weitere oben genannte Faktoren spielen beim Outcome in unserer Kohorte eine eher untergeordnete Rolle.
Abbildung 1 [Abb. 1]