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32. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh 32

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft (SATh) e.V.
12.-13.09.2025
Oberhof


Meeting Abstract

Sehen und Gehen – Psychophysische Untersuchungen der visuellen Wahrnehmung bei Eigenbewegung

Rosalie Beyer 1
K.O. Al-Nosairy 1
C.W. Freitag 2
H. Stolle Francie 1
M. Behrens 2
GT. Prabhakaran 1
H. Thieme 1
L. Schega 2
M.B. Hoffmann 1,3
1Magdeburg
2Lehrstuhl Gesundheit und Körperliche Aktivität, Institut III, Sportwissenschaft, Otto von Guericke University Magdeburg
3Center for Behavioral Brain Sciences Magdeburg, Deutschland

Text

Fragestellung: Ältere Menschen weisen ein erhöhtes Sturzrisiko auf, welches durch bestimmte Erkrankungen, wie das Glaukom, zusätzlich verstärkt werden kann. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss eines Glaukoms auf die visuelle Wahrnehmung während des Gehens auf einem Laufband (GehenLB) zu untersuchen.

Methodik: An der Studie nahmen 30 gesunde Kontrollpersonen (mittleres Alter ± Standardabweichung: 71±5 Jahre) sowie 18 Glaukompatient:innen (71±5 Jahre) teil. Es wurden drei binokulare Sehfunktionen erfasst: (i) bestkorrigierte Sehschärfe (logMAR) mit und ohne Crowding-Effekt, (ii) Kontrastempfindlichkeit (logCS) und (iii) Gesichtsfeldempfindlichkeit (mittlere Abweichung in dB). Diese Untersuchungen wurden unter drei Bedingungen durchgeführt: (i) im statischen Zustand, (ii) beim zügigen Gehen mit selbstgewählter Geschwindigkeit sowie (iii) beim Gehen mit konstanter Geschwindigkeit (3,5 km/h). Zur Analyse der Effekte von GehenLB auf die Sehfunktionen wurde eine Varianzanalyse mit Messwiederholung durchgeführt (Faktoren: Gruppe, Geschwindigkeit, Wiederholung).

Ergebnisse: Das GehenLB hatte signifikante Auswirkungen auf beide Formen der Sehschärfe [F(2,92)=31,681, p<0,001, η 2=0,408] sowie auf die Gesichtsfeldempfindlichkeit [F(2,90)=106,286, p<0,001, η 2= 0,703], jedoch nicht auf die Kontrastempfindlichkeit. Zwischen der Glaukom- und der Kontrollgruppe zeigten sich hierbei keine signifikanten Unterschiede. Auch die beiden Geschwindigkeitsbedingungen führten zu keinen unterschiedlichen Effekten.

Schlussfolgerung: Die Sehschärfe und die Gesichtsfeldempfindlichkeit verschlechterten sich beim GehenLB in vergleichbarem Ausmaß bei Glaukompatient:innen und Kontrollpersonen. Das in dieser Studie eingesetzte Testverfahren stellt ein vielversprechendes Instrument zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen visuellen Funktionen und Sturzrisiko dar – insbesondere zur zukünftigen Untersuchung von Personen mit fortgeschrittenem Glaukom.

K.O. Al-Nosairy, L. Schega und M. B. Hoffmann haben gleichermaßen zum Artikel beigetragen.