32. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh 32
32. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh 32
Ein seltener Grund für eine scheinbar harmlose Ptosis
Text
Hintergrund: Die einseitige Ptosis ist ein häufiges ophthalmologisches Leitsymptom mit überwiegend benigner oder neurogener Ursache. In seltenen Fällen kann jedoch eine maligne Infiltration zugrunde liegen. Eine sorgfältige differenzialdiagnostische Abklärung ist daher essenziell, insbesondere wenn klinische Befunde vom typischen Erscheinungsbild abweichen.
Methoden: Ein 54-jähriger Patient wurde zur geplanten ambulanten Operation einer linksseitigen Ptosis in unser augenärztliches OP-Zentrum überwiesen. Eine vorangegangene neurologische Abklärung einschließlich Bildgebung und Gesichtsfelduntersuchung ergab keinen Hinweis auf eine zentrale oder neurogene Genese. Präoperativ fiel eine Volumenzunahme im Bereich des Oberlides ohne Anzeichen einer Entzündung oder eines Ödems auf.
Ergebnisse: Intraoperativ zeigte sich eine derbe, atypische Gewebestruktur im Bereich des Septumorbitale. In Rücksprache mit dem Patienten wurde die geplante Ptosisoperation abgebrochen und eine gezielte Biopsie durchgeführt. Die histopathologische Untersuchung ergab die Diagnose eines Mantelzelllymphoms. Der Patient wurde daraufhin stationär in einemregionalen Krankenhaus onkologisch behandelt und eine Chemotherapie eingeleitet. Nach erfolgreicher Remission ein Jahr nach Erstdiagnose erfolgte die initial geplante Levatorfaltung. Intraoperativ ließ sich keine Raumforderung mehr nachweisen.
Schlussfolgerung: Dieser Fall unterstreicht die Bedeutung der sorgfältigen intraoperativen Befundbewertung bei vermeintlich standardisierten Lidoperationen. Eine atypische Gewebekonsistenz sollte stets Anlass zur Zurückhaltung und weiterführenden Diagnostik geben. Das Mantelzelllymphom, obwohl selten, stellt eine wichtige differenzialdiagnostische Entität bei plötzlicher einseitiger Ptosis dar. Die frühzeitige Diagnosestellung ermöglichte in diesem Fall eine erfolgreiche systemische Therapie.



