32. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh 32
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Blepharitis, Aktuelles aus der Praxis für die Praxis
Text
Die chronische Blepharitis stellt ein sehr häufiges Krankheitsbild in der ophthalmologischen Praxis dar. Unterschieden werden eine anteriore Blepharitis (Staphylokokken-assoziiert/seborrhoisch/Mischformen) und eine posteriore Blepharitis (in der Regel assoziiert mit einer Meibomdrüsendysfunktion). Mögliche Symptome einer Blepharitis sind u.a. Brennen, Juckreiz, (stechende) Schmerzen, verklebte/müde Augen (v.a. morgens), verschwommenes/schwankendes Sehen, Lichtempfindlichkeit, Epiphora. Oft führt eine Blepharitis zu einer sekundären Benetzungsstörung (hyperevaporatives trockenes Auge). Bei ca. 70% der Blepharitis-Patienten besteht eine Assoziation mit einer Hauterkrankung, z.B. Rosazea, Akne, seborrhoische Dermatitis, Neurodermitis oder Psoriasis. Typische Befunde der Blepharitis umfassen Verdickung/Rötung der Lidkante und ggf. der Lidhaut, verklebte/verkrustete/ulzerierte Lider, Kollaretten am Wimpernschaft, Madarosis, Keratinisierung, Stauung und schließlich Atrophie der Meibomdrüsen, ...
Die Diagnose wird mittels Anamnese, Spaltlampenmikroskopie (inkl. Ektropionieren), Untersuchung des Meibomsekrets, Vitalfärbungen und Messung der BUT gestellt. Ergänzende Untersuchungen sind ggf. Jones-Test, mikrobiologischer Abstrich, Mikroskopie von Wimpern (Demodex), Meibografie, Interferometrie der Lipidschicht des Tränenfilms, Biopsie (bei V.a. maligen Lidprozess).
Therapeutische Maßnahmen haben die Reduktion der Symptome einer Blepharitis und Vermeidung von Komplikationen als Ziel. Das Evidenzniveau für die Behandlung ist insgesamt recht niedrig. Basismaßnahmen umfassen hierbei Wärmeapplikation der Lider mittels (feucht-)heißer Kompressen, Rotlichtlampe oder Wärmebrillen gefolgt von Massage der Lidränder und Reinigung (Wasser oder spezielle Lotionen). Bei zusätzlicher Benetzungsstörung sind unkonservierte Tränenersatzmittel (vorzugsweise mit Unterstützung der Lipidphase des Tränenfilms) und ggf. pflegende Salben zur Nacht sinnvoll. Schwerere Verläufe profitieren oft vom Einsatz von Steroid-Augentropfen (kurzfristig) oder Ciclosporin A-Augentropfen (längerfristige Therapie) sowie antibiotischer Augentropfen. Die Gabe von systemischen Antibiotika (v.a. Doxycyclin) hat sich bei Blepharitis im Rahmen einer Rosazea als wirksam erwiesen. Patienten mit Demodex-assoziierter Blepharitis können von einer topischen Applikation von Teebaumöl-Extrakt, Metronidazol oder Ivermectin profitieren. Eine neuere, vielversprechende Therapieoption bei Meibomdrüsendysfunktion mit sekundärem Sicca-Syndrom ist Anwendung von intense pulsed light (IPL).



