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98. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte


08.11.2025
Darmstadt


Meeting Abstract

Komplexe Lentikelchirurgie jenseits der regulären KLEx

Walter Sekundo 1
1Universitäts-Augenklinik Marburg

Text

Implantation von fremden oder eigenen Gewebe in einer Hornhauttasche kann sowohl für refraktive als auch für therapeutische Zwecke genutzt werden. Die Idee geht auf J.I. Barraquer zurück, der bereits Mitte des letzten Jahrhunderts die sog. „Keratophakie“ beschrieb. Aufgrund einfacher Techniken dauerte es bis zu den Anfängen dieses Jahrhunderts, als T. Seiler die „Laser intrastromale keratoplasty=LIKE“ entwickelte, indem er die Lentikel entweder mittels Excimerlasers oder eines speziellen Mikrokeratoms fertigte und unter den Flap transplantierte. Die Einführung der SMILE-Methode förderte eine nahezu unbegrenzte Menge an frischen konvexen Lentikeln zutage. K. Pradhan war der erste, der ein -10,0 dpt Lentikel in die mittels FS-Lasers erzeugte Hornhauttasche eines aphaken Auges implantierte um die Hyperopie zu reduzieren. Bessere Ergebnisse erzielten mehrere chinesische Arbeitsgruppen mit einer Cap-Dicke von 100 µm. Die erste Transplantation eines torischen Lentikels zur Wiederherstellung eines extremen Astigmatismus nach komplikativer Lasik-OP mit verwechselten Laserdaten publizierte die Marburger Arbeitsgruppe. Xingtao Zhou aus Shanghai berechnete die erste Formel für die Berechnung der Lentikelstärke: (LAC)=1,224 x (LRP) -0,0638. Dabei ist LAC= Refraktive Korrektur und LRP= Lentikelbrechkraft. Der Korrektur hoher Astigmatismus widmete sich die Arbeitsgruppe von J. Hjordtal. In 2019 publizierte Damgaard die erste Ex-vivo-Studie zur autologen Lentikelrotation. Diese Ergebnisse konnte P. Stodulka klinisch umsetzen. Unsere und S. Taneris (Münster) eigene Erfahrungen bei der Lentikelrotation ließen einen Rückschluss auf die konkomitante sphärische Korrektur von ca. +1,0 dpt zu. Folgerichtig konnte die Marburger Arbeitsgruppe bis dato mehrere hyperop-astigmatische und myop-astigmatische Augen mit einer gleichzeitigen Lentikelrotation und Excimer-Ablation erfolgreich versorgen. Die Technik wird im Video-Beitrag präsentiert.

Keratophakie mit KLEx-generierten Lentikeln stellt eine Erweiterung der Laserrefraktiven Palette bei hochkomplexen refraktiven Fehlern dar und ist darüber hinaus eine reversible OP-Methode.