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36. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V.

Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.
14.-15.11.2025
Bielefeld


Meeting Abstract

Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt in der Beckenbodentherapie

Agnes Wand 1
Céline Simon 1
1S.I.G.N.A.L., Berlin, Deutschland

Text

Einleitung: Häusliche und sexualisierte Gewalt betrifft jede vierte Frau in Deutschland unabhängig von soziodemographischen Faktoren [1]. Häusliche und sexualisierte Gewalt sind stark stigmatisiert und Betroffene sprechen die Gewalt und ihre Folgen selten von sich aus an. Die physiotherapeutische Behandlung der Beckenbodenmuskulatur überschreitet häufig körperliche und soziale Intimitätsgrenzen und kann dementsprechend für Betroffene von Gewalt eine besondere Herausforderung darstellen.

Methode: Auf Grundlage einer Literaturrecherche wird aufgezeigt, wie Physiotherapeut*innen Patient*innen auf häusliche und sexualisierte Gewalt ansprechen können und wie ein adäquater Umgang mit entsprechenden Informationen aussehen kann.

Ergebnisse: Physiotherapie kann für Betroffene von Gewalt eine Unterstützung darstellen, wenn physiotherapeutische Fachpersonen traumainformiert und gewaltsensibel agieren [2]. Neben einer sensiblen Adaptation des therapeutischen Vorgehens kann es für Betroffene zusätzlich hilfreich sein auf Gewalt angesprochen und auf soziale Hilfesysteme hingewiesen zu werden. Im Rahmen physiotherapeutischer Aus- und Fortbildungen werden häusliche und sexualisierte Gewalt bisher unzureichend thematisiert [3].

Schlussfolgerung: Häusliche und sexualisierte Gewalt sollten im Rahmen von Aus- und Fortbildungen für Physiotherapeut*innen thematisiert werden, sodass Betroffenen eine adäquate Unterstützung angeboten werden kann. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es noch wenig wissenschaftliche Auseinandersetzung zum Umgang mit Betroffenen von Gewalt in der Physiotherapie. Wissenschaftliche Untersuchungen und interdisziplinäre Konzepte könnten zukünftig hilfreich sein, um beckenbodentherapeutische Interventionen für Betroffene noch hilfreicher zu gestalten.


Literatur

[1] Müller U, Schröttle M. Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. IFF Info - Zeitschrift des Interdisziplinären Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung. 2004;21(28):95-114.
[2] Heywood S, Bunzli S, Dillon M, Bicchi N, Black S, Hemus P, Bogatek E, Setchell J. Trauma-informed physiotherapy and the principles of safety, trustworthiness, choice, collaboration, and empowerment: a qualitative study. Physiother Theory Pract. 2025;41(1):153-168.
[3] Chebotareva M, Milich L, Pagan HC, Tamm AL, Sokk J, Looga J. Beyond bones, joints and muscles: can physiotherapists have a role in identifying and supporting domestic violence victims? European Journal of Physiotherapy. 2024 Aug 08:1-8. DOI: 10.1080/21679169.2024.2385323