59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Landarztquoten als Baustein zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung – eine empirische Annäherung aus Frankfurt und Marburg
2Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
Text
Hintergrund: Zum Wintersemester 2019/2020 hat Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland eine sog. „Landarztquote (LAQ)“ eingeführt. Heute, rund sechs Jahre später, gibt es artverwandte Quoten in 11 der 13 deutschen Flächenländer, so auch seit Wintersemester 2022/2023 in Hessen. Allen Landarztquoten ist gemein, dass die zur Verfügung stehenden Studienplätze nach speziellen Verfahren grundsätzlich vergleichbarer Art vergeben werden.
In diesem Vortrag sollen die Startbedingungen und Studienleistungen der Frankfurter und Marburger LAQ-Studierenden illustriert und die zukünftig zu erwartenden Entwicklungen abgeleitet werden.
Zielsetzung/Fragestellung: Welche Studienleistungen können wir von den auf diesem Weg zugelassenen LAQ-Studierenden erwarten und wie stellt sich der Status quo an den Standorten Frankfurt und Marburg dar?
Material und Methoden: Für diesen Beitrag wird auf Evaluationsdaten aus der wissenschaftlichen Prozess- und Ergebnisevaluation der hessischen „Studienplatzquote Medizin“ zurückgegriffen. Diese umfassen Bewerbungsdaten der LAQ-Studierenden, Studienleistungen an den Standorten Frankfurt und Marburg sowie Daten aus begleitenden Primärerhebungen.
Ergebnisse: Erste Evaluationsergebnisse sprechen für die Annahme, dass Studierende der Vorabquoten in hohem Maße motiviert, aber im Mittel und in Bezug auf die speziellen Herausforderungen des Medizinstudiums als weniger leistungsstark anzusehen sind als Studierende der Hauptzulassung. Erste Analysen deuten darauf hin, dass es sinnvoll sein könnte, Kriterien, die Prädiktoren für formale Studierfähigkeit sind, einen höheren Stellenwert im Auswahlverfahren beizumessen.
Diskussion: Neben den bereits bestehenden Landarztquoten gibt es eine Vielzahl weiterer, regional bereits eingeführter bzw. beschlossener oder geplanter Vorabquoten von Amtsarzt/ärztin- bzw. ÖGD-Quote über Quoten für die Kinder- und Jugendmedizin und Tierärzte/innen bis hin zu Zahnarzt/ärztinnenquoten.
Wie können Evaluationsbemühungen gestärkt, Studierende unterstützt und Vorabquoten bestmöglich ausgestaltet werden, so dass diese ihre Ziele erreichen?
Take Home Message für die Praxis: Der Erfolg einer Landarztquote bzw. weiterer Vorabquoten kann sich nicht über die Anzahl der Bewerbungen oder die Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Studienplätze definieren.
Vielmehr sind bzw. wären flächendeckende, formative Evaluationen der Vorabquoten ein wichtiger Erfolgsgarant, in dem sie Herausforderungen oder Fehlentwicklungen frühzeitig sichtbar und auf guter Datengrundlage adäquate Handlungskonsequenzen ableitbar machen.