59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Beobachtungsstudie Herzinsuffizienz (BEBOP HI) im Forschungspraxennetz Baden-Württemberg (FoPraNet-BW)
2Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
3Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin der, Freiburg, Deutschland
4Universitätsklinikum Ulm, Medizinische Fakultät der Universität Ulm, Institut für Allgemeinmedizin, Ulm, Deutschland
5Hochschule Reutlingen, Reutlingen Research Institute, Reutlingen, Deutschland
Text
Hintergrund: Chronische Herzinsuffizienz (HI) verursacht eine hohe individuelle und gesellschaftliche Krankheitslast. Die aufwändige und komplexe Versorgung dieser Patient:innen findet im ambulanten Bereich vorwiegend durch kardiologische Gebietsärzte und in der hausärztlichen Praxis statt. Es existiert eine Vielzahl von Leitlinienempfehlungen mit hohem Empfehlungsgrad. Diese orientieren sich vorrangig an der Einschränkung der Pumpfunktion (Phänotyp). Im Rahmen des vierten „Use Case“ des FoPraNet-BW wurden in der retrospektiven Beobachtungsstudie (BEBOP) krankheitsrelevante Versorgungs- und Dokumentationsdaten zur Linksherzinsuffizienz mit mittelgradig eingeschränkter Pumpfunktion (HFrEF) durch die Forschungspraxen erhoben.
Zielsetzung/Fragestellung:
- Kann das Rekrutierungsziel (7–10 Fälle/Praxis) erreicht werden?
- Wie verhalten sich die Umsetzung medikamentöser Leitlinienempfehlungen und der Versorgungsaufwand in Abhängigkeit von Komorbidität und dokumentiertem NYHA-Stadium?
Material und Methoden: Forschungstandems (MFA/Ärzt:innen) gaben von Anfang Mai bis Mitte August 2024 Daten hausärztlich betreuter HFrEF-Patient:innen zu Diagnostik, Komorbidität und Therapie pseudonymisiert in eine elektronische Datenerfassungsmaske ein.
Die Medikation wurde standardisiert aus dem Bundesmedikationsplan gescannt. Die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems wurde anhand der Kontakte in den Praxen und dort vorhandener Dokumentation (z.B. Arztbriefe) quantitativ und qualitativ analysiert.
Ergebnisse: 49 von 69 an FoPraNet-BW teilnehmenden Forschungspraxen dokumentierten nahezu vollständig n=337 eligible HFrEF-Patient:innen. Das Rekrutierungsziel wurde fast erreicht (M:6,6 Fälle/Praxis). Eine Darstellung des Versorgungsaufwands und des Verordnungsverhaltens zur empfohlenen intensivierten prognoseverbessernden Medikation in Bezug auf die Symptomschwere und die Komorbiditäten kann im Oktober präsentiert werden.
Diskussion: Die intensive Versorgung von HFrEF-Patient:innen findet vor allem in der Hausarztpraxis unter Mitbetreuung von niedergelassenen Kardiolog:innen statt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Umsetzung auch komplexer und anspruchsvoller Studien in FoPraNet-BW-Forschungspraxen möglich ist.
Take Home Message für die Praxis: Die Phänotypisierung und spezifische ICD-Codierung der HI im PVS ist sowohl zur Rekrutierung von Studienpatient:innen als auch für Therapieentscheidungen notwendig. Die Reflexion der eigenen Patientenversorgung vor dem Hintergrund der hier zu erwartenden Studienergebnisse erscheint wertvoll.