59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Primärärztliche Versorgungssituation in Sachsen, Deutschland: Ergebnisse der Sächsischen Epidemiologischen Studie in der Allgemeinmedizin-6 (SESAM-6)
2Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Allgemeinmedizin, Halle, Deutschland
3Universität Leipzig, Institut für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
Text
Hintergrund: Allgemeinmediziner sind in Deutschland erste Anlaufstelle für Patienten aller Altersgruppen und Gesundheitsprobleme. Es gibt wenige epidemiologische Übersichtsstudien, die die hausärztliche Sprechstunde auf der Grundlage der Beratungsanlässe und -ergebnisse in Abgrenzung zu Abrechnungsdaten beschreiben. Die 6. Sächsische Epidemiologische Studie in der Allgemeinmedizin (SESAM-6) erfasste systematisch den hausärztlichen Arbeitsalltag in der Sprechstunde. Die Ergebnisse der Studie ermitteln den Gesundheitsbedarf und unterstützen bei der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Versorgung.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel ist es, Häufigkeiten der Beratungsanlässe, Prävalenzen bekannter Dauerdiagnosen sowie diagnostische und therapeutische Entscheidungen in Hausarztpraxen zu untersuchen und diese mit vorherigen SESAM-Studien aus den letzten 20 Jahren zu vergleichen.
Material und Methoden: Die Datenerhebung erfolgte von Oktober 2023 bis Oktober 2024 in Hausarztpraxen in Sachsen. Das Studiendesign orientierte sich an früheren SESAM-Studien. Den Ärzten wurde randomisiert eine Woche pro Quartal (über einen Erhebungszeitraum von 12 Monaten) zugeteilt. Jeder fünfte Arzt-Patienten-Kontakt wurde halbtags (vormittags oder nachmittags) von den Hausärzten mittels Fragebogen anonym erfasst. Im Anschluss der Datenerhebung wurden die Beratungsanlässe nach dem Klassifikationssystem ICPC-2 codiert, während die Dauer- und Neudiagnosen anhand der ICD-10 verschlüsselt wurden.
Ergebnisse: N=102 Hausärzte nahmen teil (58,8% Frauen, Durchschnittsalter 47,2 Jahre, 78,5% Niedergelassen). Innerhalb des Erhebungszeitraumes wurden sachsenweit N=7.793 Arzt-Patienten-Kontakte dokumentiert. Die Ergebnisse zu den Beratungsanlässen, Dauerdiagnosen und diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen sowie der 20-Jahres-Vergleich dieser werden nach Abschluss der Datenanalyse im Juni auf dem Kongress berichtet. Als häufigste Beratungsanlässe werden Atembeschwerden, Schmerzen des Bewegungsapparates und Kopfschmerzen erwartet. Weiterhin wird von einer Zunahme von chronischen Erkrankungen (u.a. Hypertonie, Diabetes) in den letzten 20 Jahren ausgegangen.
Diskussion: Die Ergebnisse der SESAM-6 ermöglichen ein Verständnis über das hausärztliche Tätigkeitsfeld in Sachsen. Des Weiteren können zeitliche Entwicklungen von häufigen Beratungsanlässen und chronischen Erkrankungen abgeleitet werden.
Take Home Message für die Praxis: Die Ergebnisse der Studie können in die Planung von Aus-, Fort- und Weiterbildung einfließen sowie für den politischen Diskurs über Verteilung der Mittel verwendet werden.