59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Modellregionen für ärztliche Ausbildung – Blockpraktika in ländlichen Regionen attraktiver gestalten
Text
Hintergrund: Die ländlichen Regionen in Südbaden sind bisher nur wenig an der Ausbildung von Medizinstudierenden beteiligt, obwohl der Ärztemangel, besonders in der Allgemeinmedizin, schon jetzt kritisch ist und sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird. Das Projekt „Modellregionen für ärztliche Ausbildung“ soll die Ausbildungsstrukturen für angehende Ärzt:innen in ländlichen Regionen attraktiver gestalten.
Zielsetzung/Fragestellung: Langfristiges Ziel ist die frühzeitige Orientierung von Medizinstudierenden in Richtung Leben und Arbeiten in ländlichen Regionen und die Sicherung der hausärztlichen Versorgung. Es sollen attraktive Strukturen geschaffen werden, damit sich Medizinstudierende für die Absolvierung eines Ausbildungsabschnitts in einem Landkreis entscheiden. Während eines Blockpraktikums sollen sie Kontakte in die Region knüpfen können, um sich später evtl. dauerhaft hier niederzulassen.
Material und Methoden: Das Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Freiburg (IfA) hat enge Kontakte zu mehreren Regionen in Südbaden aufgebaut. Durch Kooperationen zwischen den Landkreisen, hausärztlichen Praxen, lokalen Kliniken und dem IfA konnten attraktive Zusatzangebote zum 2-wöchigen Blockpraktikum in der Allgemeinmedizin geschaffen werden. Neben dem Kennenlernen der Arbeit in der Hausarztpraxis erhalten die Studierenden kostenlose Unterkünfte und zusätzliche Lehr- und Freizeitangebote. So können sie die Versorgungs- und Ausbildungsstrukturen sowie die Vorzüge einer Region kennenlernen. Das Programm wird fortlaufend anhand strukturierter Umfragen evaluiert.
Ergebnisse: Sechs von neun Landkreisen in Südbaden haben sich bereits an dem Projekt beteiligt. Etwa 30% der Studierenden entscheiden sich pro Semester für ein Praktikum in einer Modellregion. Die zusätzlichen Lehr- und Freizeitangebote sind wichtige Faktoren bei dieser Entscheidung. In den meisten Regionen hat sich die durchschnittliche Zahl der Blockpraktikant:innen deutlich erhöht. Die Nachbefragungen zeigen ein hohes Maß an Zufriedenheit mit dem Projekt.
Diskussion: Die hohe Beteiligung der Landkreise, der Anstieg der Blockpraktikant:innen und die hohe Zufriedenheit zeigen den Erfolg der Modellregionen. Ob sich das Projekt positiv auf die Entwicklung der Niederlassungen in den Regionen auswirkt, wird allerdings erst langfristig erkennbar sein.
Take Home Message für die Praxis: Modellregionen können das Hausarztpraktikum für Medizinstudierende in ländlichen Gebieten attraktiver machen und das Interesse an der Allgemeinmedizin und an einer langfristigen Beschäftigung in diesen Regionen steigern.