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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Pflegeexpertise in der Primärversorgung: Potenziale und Herausforderungen aus Sicht regionaler Stakeholder

Nina Fleischmann 1
Franziska Fuhrmann 1
Lutz Schütze 1
Kirsten Kopke 1
1Hochschule Hannover, Fakultät V – Abteilung Pflege und Gesundheit, Hannover, Deutschland

Text

Hintergrund: Das Gesundheitssystem in Deutschland und im Flächenland Niedersachsen steht vor bekannten Herausforderungen: demografische Entwicklung, verändertes Morbiditätsspektrum, wachsende gesundheitliche Ungleichheit, fragmentierte Versorgungsstrukturen, mangelnde bedarfsgerechte Verteilung von Gesundheits(fach)berufen sowie ein wachsender Problem- und Innovationsdruck. Eine erweiterte Pflegepraxis – insbesondere Advanced Practice Nursing (APN) und im Speziellen Community Health Nursing (CHN) – bietet hier Ansatzpunkte, um wohnortnahe, evidenzbasierte Versorgung und Gesundheitsförderung zu stärken.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel war es, die Sichtweise regionaler Akteur:innen im Gesundheitswesen zu Handlungsfeldern erweiterter Pflegepraxis zu erfassen, um Rollenbilder und Kompetenzprofile abzuleiten.

Material und Methoden: In zwei Fokusgruppen mit 30 Vertreter:innen aus Politik, Krankenhauswesen, Langzeit- und ambulanter Pflege, ÖGD, Kommunen sowie Träger- und Berufsverbänden wurden Arbeitsfelder, Kompetenzen sowie Chancen und Barrieren erweiterter Pflegepraxis inhaltsanalytisch untersucht sowie Chancen und Barrieren identifiziert.

Ergebnisse: APN und CHN werden in koordinierenden, sektorenübergreifenden Rollen, in RGZs sowie in Prävention und Gesundheitsförderung verortet. Rollenklärung, strukturelle Voraussetzungen und wissenschaftliche Begleitung werden als essenziell gesehen. Digitale Elemente gelten als Schlüssel, Finanzierungs- und Verantwortlichkeitsfragen bleiben offen.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen eine grundsätzliche Zustimmung zur Einführung erweiterter Pflegepraxis, insbesondere in koordinierenden und präventiven Rollen, jedoch auch strukturelle, rechtliche und organisationale Unsicherheiten. Die identifizierten Handlungsfelder spiegeln internationale Erfahrungen zur Verbesserung der Versorgungskontinuität und -qualität wider. Die Forderung nach Rollenklärung und strukturellen Voraussetzungen unterstreicht die Notwendigkeit interprofessioneller Abstimmungen sowie regulatorischer Anpassungen. Die Errichtung eines Masterstudiengangs „Erweiterte Pflegepraxis ANP/CHN“ greift die innovativen Aspekte auf.

Take Home Message für die Praxis: APN und CHN können Versorgungslücken schließen und Gesundheitsförderung stärken. Voraussetzung sind klare Strukturen, gesetzliche Grundlagen und nachhaltige Finanzierung – begleitet von Forschung und interprofessionellem Dialog.