59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Telekonsultation mit Neurolog:innen in der hausärztlichen Praxis: eine qualitative Analyse aus Perspektive der Hausarztpraxen
Text
Hintergrund: In dem stepped-wedge cluster randomized trial NeTKoH wurden neurologische Telekonsultationen ermöglicht, in welchen 33 Hausärzt:innen und deren Patient:innen in der Region Vorpommern mit Neurolog:innen an der Universitätsmedizin Greifswald verbunden wurden. Das Ziel dieser Telekonsultation war es, schnelle Handlungsempfehlungen geben zu können und unnötige Hospitalisierungen zu vermeiden. Da es zu Interventionen dieser Art bislang nur quantitative Forschung gibt, soll diese qualitative Interviewstudie die Erfahrungen von Hausarztpraxen mit der praktischen Umsetzung dieser neuen Versorgungsform explorieren.
Zielsetzung/Fragestellung: Unsere Forschungsfragen bezogen sich auf Vorteile, Herausforderungen und mögliche Verbesserungspotentiale in der realen Anwendung der Telekonsultation in Hausarztpraxen.
Material und Methoden: Wir führten leitfadengestützte, teilstrukturierte Interviews in 12 teilnehmenden Hausarztpraxen mit insgesamt 13 Hausärzt:innen und 11 Mitarbeiterinnen. Die Interviews dauerten ca. 15–35 Minuten, wurden als Audiodateien aufgezeichnet, Wort für Wort transkribiert und mit Hilfe der MAXQDA-Software nach Kuckartz und Rädiker fokussiert thematisch analysiert.
Ergebnisse: Aus der Analyse aller Daten ergaben sich folgende übergeordnete Themen mit weiteren Subkategorien: (1) Allgemeine Reflektion (2) Integration in den Praxisalltag (3) Technische Aspekte (4) Neurologisches Telekonsil (5) Sicht auf die Patienten (6) Zukunftsperspektiven.
Diskussion: Die neurologische Telekonsultation wurde von allen Teilnehmenden grundsätzlich positiv bewertet und die Bereitschaft der Patienten zur Teilnahme wurde als hoch erlebt. Insgesamt wurde sie als große Chance für die Zukunft gesehen, aber es gab in der praktischen Umsetzung Hürden. Zukünftige Projekte dieser Art sollten sich auf ein einwandfreies Funktionieren der technischen Ausrüstung, Abklärung des Raumbedarfs, eine gute Einweisung der teilnehmenden Ärzt:innen und eine klare Aufgabenverteilung zwischen Teleärzten und Ärzten vor Ort konzentrieren. Außerdem sollten teilnehmende Praxen bei der Integration der Telekonsultation in die Arbeitsabläufe unterstützt werden.
Take Home Message für die Praxis: Telemedizin birgt große Vorteile sowohl für Mediziner:innen als auch Patient:innen, allerdings müssen zukünftige Implementationen dieser Versorgungsform gut durchdacht sein.